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Arbeit in Zeiten von Corona - Risikopolitik und dynamisches Grenzmanagement von Arbeit unter Bedingungen von SARS-CoV-2
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Fritz Böhle; Professorin Dr. Sabine Maasen
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Politikwissenschaft
Soziologische Theorie
Politikwissenschaft
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458412033
Die Coronapandemie hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Maßnahme zum physical distancing verändern die Organisation und Praktiken der Arbeit und beschleunigen eine digitale Transformation der Arbeitswelt. Dabei wird die Bedeutung von informellen und leiblichen Elemente von Arbeit häufig übersehen. Weiterhin setzt eine Reihe von Tätigkeiten in unterschiedlichem Ausmaß körperliche Präsenz voraus und sperrt sich einer vollständigen Digitalisierung und Technisierung. An dem Zielkonflikt zwischen physischer Distanzierung einerseits und den Risiken für die Arbeitsqualität aufgrund zu geringer körperlich-leiblicher und sozialer Nähe andererseits entzünden sich vielfältige Kontroversen. Es wird in dem Projekt von der Annahme ausgegangen, dass die Grenzen und Verknüpfungen zwischen physischen und technischen Dimensionen von Arbeit aufgrund der Coronakrise rekonfiguriert werden müssen, womit die Entstehung von Risikokonkurrenzen verbunden ist. Die moderne Risikogesellschaft muss in Zeiten der Pandemie einen adäquaten Umgang mit den entstehenden Ungewissheiten und Konflikten finden und steht vor Aufgabe einer Risk-Governance bei physisch-sozialen Grenzverschiebungen. Das Projekt untersucht die daraus resultierenden Veränderungen, Spannungsfelder und Governanceformen auf der Grundlage vergleichenden qualitativ empirischer Fallstudien in Softwareentwicklung, kleinen und mittleren Produktionsbetrieben, Theaterbetrieb und Gesundheitswesen. Damit wird der Wandel von Arbeit in sich in Hinblick auf den Technisierungsgrad und die Relevanz von Körperlichkeit für die Arbeitsorganisation und Arbeitspraxis unterscheidenden Branchen betrachtet.Folgende zentrale Fragen sollen in dem Projekt beantwortet werden: Welcher Wandel von Arbeitspraktiken wird durch die Coronakrise vorangetrieben? Wie werden körperliche und technische Dimensionen von Arbeit rekonfiguriert und neu verknüpft? Welche Konflikte im Spannungsfeld zwischen Gefahren der Übertragung von Viren und Risiken der Beeinträchtigung von Arbeit durch physical distancing werden erkennbar? Wie werden diese Risikokonflikte auf der individuellen, organisationalen und politischen Ebene verhandelt? Mit welchen Regulierungspraktiken und Governanceformen wird in den Organisationen und der Politik auf die Herausforderungen reagiert? Welche Best-Practices des Umgangs mit den Spannungsfeldern und Risikokonflikten lassen sich identifizieren? Über eine Analyse der Folgen von SARS-CoV-2 hinaus will das Projekt das Verständnis der Konsequenzen von Pandemien auf die Arbeitswelt befördern und die Entwicklung von vorsorgenden Strategien der Risikogovernance in Zeiten der (pandemischen) Krisen beitragen. Des Weiteren sollen die Befunde der Weiterentwicklung von sozialwissenschaftlichen Ansätzen zum Wandel der Arbeitswelt und zur Governance von Gesellschaft dienen. Das Projekt verbindet dabei arbeitssoziologische Expertise mit Perspektiven der Science and Technology Studies und der Governance-Forschung.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich
Kooperationspartner
Professor Dr. Daniel Barben
Mitverantwortliche
Professor Dr. Ingo Matuschek; Professorin Dr. Sabine Pfeiffer