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Elusa. Vom nabatäischen Karawanenstützpunkt zur spätantiken Wüstenmetropole
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Michael Heinzelmann; Professorin Dr. Sabine Schrenk
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457987972
Die antike Wüstenstadt Elusa bildete vom 2./3. Jh. bis zum Beginn der frühislamischen Zeit das ökonomische, religiöse und kulturelle Zentrum der Negev-Region. Ursprünglich im 3. Jh.v.Chr. als nabatäische Karawanenstation entlang der von Arabien zum Mittelmeer führenden ‚Weihrauchstraße’ gegründet, entwickelte sie sich auch nach dem Rückgang des Fernhandels dank eines florierenden Weinanbaus zu einem überregional bedeutenden urbanen Zentrum, war Bischofssitz und Verwaltungshauptstadt. Mit einer Fläche von 45 Hektar und einer Einwohnerzahl von ca. 8-10.000 Personen bildete Elusa die einzige regelrechte Stadt dieser Region, ausgestattet mit Theater, Thermen und einer Vielzahl von Kirchen. Seine verkehrsgünstige Lage, auch auf der Pilgerroute zum Sinai, ganzjährig verfügbares Grundwasser und ein großes agrarisches Umland begünstigten diese Entwicklung. Dennoch weist die fast 1000-jährige Siedlungsgeschichte Elusas tiefgreifende Zäsuren und Transformationsprozesse auf, welche wesentlich durch drei Faktoren mitbestimmt wurden: ein prekärer Naturraum, wechselnde politische Rahmenbedingungen und die Lage in einer spannungsreichen Kontaktzone zwischen nabatäisch-arabischer und mediterraner Kultur. Während unsere Kenntnis der meist dörflichen oder proto-urbanen Negev-Siedlungen einen guten Stand erreicht hat, blieb ihr impulsgebendes städtisches Zentrum Elusa lange nahezu unberücksichtigt. Erst durch ein 2015 vom Antragsteller begonnenes Forschungsprojekt erfolgt erstmals eine systematische Untersuchung der Stadt und ihres Umlandes. Dies hat bereits zu erheblichen Erkenntnisgewinnen geführt und das große Forschungspotential Elusas evident gemacht. Zentrale Aspekte müssen jedoch noch weiter geklärt werden: u.a. Fragen zur frühen Entwicklung der Stadt, zur Sakraltopographie und Wohnkultur, zum Abfallmanagement und zur Wirtschaftsstruktur. Ziel ist es, mithilfe eines multidisziplinären Forschungsansatzes ein möglichst ganzheitliches Verständnis der Stadt zu erreichen, das sowohl ihre städtebauliche Gesamtstruktur und langfristige Entwicklung, als auch ihre sozialen, wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Gegebenheiten und Veränderungsprozesse umfasst. Die Untersuchung Elusas leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung einer außergewöhnlichen Siedlungslandschaft, die am Rande der antiken Welt und unter ökologisch wie ökonomisch schwierigen Bedingungen viele Jahrhunderte prosperierte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen