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Geographien der Qualifizierung im globalisierten Weinmarkt

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 455051919
 
In den letzten Jahren hat sich eine große Zahl an sozialwissenschaftlichen Arbeiten mit theoretisch-konzeptionellen Fragen der Qualität von Produkten auseinandergesetzt. Das beantragte Forschungsprojekt schließt sich konzeptionell den pragmatisch-prozessorientierten Arbeiten aus diesem Feld an, die Qualität als Resultat kontroverser Prozesse der Qualifizierung verstehen. Dabei widmet es sich der Untersuchung von Qualifizierungsprozessen in der Weinwirtschaft, in der sich in den letzten Jahrzehnten ein besonders dynamischer Globalisierungsprozess nachzeichnen lässt, der sowohl in Weinregionen der Alten als auch der Neuen Welt zu tiefgreifenden Umstrukturierungen geführt hat. Damit einher geht eine Neukonfiguration von Wertschöpfungsketten in der sich globalisierenden Wein- und Getränkeindustrie. Wir gehen deshalb in dem geplanten Projekt von der These aus, dass die fortschreitende Globalisierung erhebliche Auswirkungen auf die Mechanismen der Qualifizierung von Wein ausübt, die sich je nach lokal-globaler Einbettung der Produktion in unterschiedlicher Weise konfigurieren müssten. Wir sprechen dabei von Geographien der Qualifizierung, da wir Qualifizierung als Prozess fassen, der immer lokal und regional in soziale Beziehungen und institutionelle Kontexte eingebettet, gleichzeitig aber auch in lokal-globale Beziehungsnetze eingebunden ist. Um das Netzwerk aus diversen Akteuren, Technologien und Apparaturen, die zur Qualifizierung und Re-Qualifizierung von Weinen beitragen, analytisch fassen zu können, beabsichtigt das Projekt über ein vergleichendes, qualitativ-ethnographisches Untersuchungsdesign, den Qualifizierungs- und Requalifizierungsprozessen von spezifischen Weinen aus dem Premium- wie auch Tankweinsegment aus drei vom Ort des Endverkaufs an den Konsumenten über Marktintermediäre, Weinwettbewerbe, Marketingabteilungen, Weingüter, etc. bis zurück zum Traubenanbau zu folgen. Dazu führt es Fallstudien durch in den Erzeugerregionen Neuseeland, Chile und Deutschland sowie zwei der größten Weinimporteure, Deutschland und Großbritannien. Diese Länder wurden deshalb ausgewählt, weil sie sich in ihrer historischen Entwicklung, Struktur und Regulation des Weinbaus sehr stark unterscheiden und dennoch in hohem Maße in Globalisierungsbezüge eingebunden sind. Die Fallstudien erlauben daher sowohl Rückschlüsse auf lokal-regional gebundene wie auch globale Geographien der Qualifizierung. Die Innovativität des Projektes liegt in zwei Herangehensweisen begründet: Erstens wird mit dem Fokus auf Geographien der Qualifizierung eine bisher in der sozialwissenschaftlichen Debatte zu Qualifizierung unterbeleuchtete räumliche Perspektive ins Zentrum gerückt. Zweitens verfolgt das Projekt mit dem dezidierteren Fokus auf Premium- und Tafelwein das Ziel, die Mechanismen der Qualifizierung anhand eines Produktes zu analysieren, das neue empirische Einsichten in aktuelle Debatten zu Standard-und Statusmärkten sowie zur Ästhetisierung von Konsumgütern liefern kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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