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Kulturen des Wunders. Prozessionstheater und Bilderkult als globale Vernetzungsphänomene der Frühen Neuzeit

Antragstellerin Dr. Johanna Abel
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450191644
 
Das beantragte Forschungsprojekt untersucht die Aufnahme und Adaption des christlichen Wunderkomplexes in ritualisierten Spielformen der Frühen Neuzeit auf der iberischen Halbinsel, in Lateinamerika und Südostasien. Im Ausgang des Mittelalters entstehen aus Moralitäten und Mysterienspielen zu Christi Geburt und Passion in ganz Europa frühneuzeitliche geistliche Spiele. Mit der Reformation, dem auf dem Konzil von Trient konsolidierten Dogma der Transsubstantiation und den Religionskriegen des 17. Jahrhunderts entwickelt sich besonders das spanische Sakraments- oder Fronleichnamsspiel, der 'auto sacramental', zu einem Präzedenzfall sakramentaler Repräsentation unter gegenreformatorischen Vorzeichen. In den Theatergattungen religiösen Gehalts werden die Blickpraktiken und Kulturtechniken von Wunderkulturen performativ gespiegelt.Indem das Projekt die transareale Gattungsgeschichte des spanischen Sakramentsspiels aufarbeitet, macht es die globale Zirkulation hispanischer Muster des Wunders sichtbar. Über die Verflechtungsgeschichte des 'auto sacramental' werden Prozessionstheater und Bilderkult als Erscheinungsformen von Kulturen des Wunders in ihrer globalen Synchronizität überhaupt erst zugänglich.Um die literarische Einverleibung von Wunderpraktiken in außereuropäischen Religionskulturen zu untersuchen, entwickelt das Projekt drei Arbeitshypothesen. Erstens ist in hispanischen Sakramentsspielen mit ihrer Visualisierung und Apotheose der Eucharistie auf allen Darstellungsebenen eine Poetik der Transsubstantiation verankert. Zweitens hat sich das Dogma der Transsubstantiation aus der schwierigen Aufgabe seiner Abbildung mit dramatischen und theatralen Mitteln heraus in Präsenzfiguren Ausdruck verschafft. Drittens gehört die Gattung des 'auto sacramental' in einen historischen Prozess der Ausprägung von verlebendigenden Animationsformaten. In Theater und Ritual können an Text-, Körper- und Bildschichten spezifisch eucharistische Animationsstrategien und affektlenkende Sogverfahren freigelegt werden. In ihnen bezeugt sich ein Bedürfnis nach Bildlichkeit und Präsenzerzeugung, das sich in einer literarischen Anthropologie des Westchristentums verorten lässt.Das Projekt begegnet einem dreifachen Desiderat: Durch eine in der Forschung bisher fehlende Verbindung von textbasierten Dramenanalysen mit der Untersuchung des Vollzugs religiöser Handlungen leistet es eine notwendige Erweiterung auf die Untersuchungsparameter Materialität und Performativität. Dadurch macht es das bisher lokal wahrgenommene Sakramentsspiel als globales Vernetzungsphänomen des expandierenden Christentums sichtbar. Die bislang ausgebliebene Öffnung der romanischen Philologie auf die transareale Ebene erfolgt durch eine zusammenführende Betrachtung von 'autos sacramentales' als globale Literaturen. Damit stößt das Projekt eine gesamthispanistische Gattungsgeschichte des Sakramentsspiels an, die erstmals auch Asien berücksichtigt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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