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Zwischenräume leben: Individuelle Anpassungsstrategien und Erwartungshorizonte in der Ukraine und Moldau

Antragstellerin Dr. Sabine von Löwis
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449495019
 
Wir beschäftigen uns mit dem Alltag der Menschen an den Rändern Europas – Moldau und der Ukraine - und ihren Handlungsstrategien unter Unsicherheit und andauernder politischer wie ökonomischer Instabilität. Unter diesen Bedingungen, die im Widerspruch zu den Illusionen stehen, die ihre Regierungen und internationale Entwicklungsinstitutionen (IWF, Weltbank, EU) beschwören, entwickeln die Bevölkerungen Anpassungsstrategien, die ihnen den Entwurf einer familiären und beruflichen Zukunftserwartung ermöglichen sollen. Diese Strategien ergänzen, bestätigen, konterkarieren, unterlaufen oder behindern die in elitären Diskursen und Programmen imaginierten Prozesse.Auf empirischer Ebene untersuchen wir daher individuelle und kollektive Strategien im Umgang mit Unsicherheiten. Wir zeigen, wie Individuen Entscheidungen über Bildung und Qualifikation, Einkommen, Versorgung oder Bedrohungen wie Krieg und Konflikt treffen und Handlungsräume gestalten. Wir analysieren und interpretieren Alltagsentscheidungen als heterogene Konfigurationen verschiedener Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte und stellen so die Vielfalt von Referenzen zu Vergangenheiten, Normen und Regelungen und sich überschneidenden konzeptionellen Angeboten supranationaler Organisationen jenseits vereinfachter Dualismen heraus. Diese Prozesse lassen sich nur durch detaillierte Feldforschungen und den Kontakt mit den Menschen in ländlichen und städtischen Räumen untersuchen. Wir führen entsprechend mehrere Feldforschungen mit qualitativen Interviews in Moldau und der Ukraine und ihren umstrittenen Regionen durch. Auf einer theoretischen Ebene bringen wir die Konzepte des Zwischenraums der deutschen und französischen Debatte in einen kreativen Dialog und bereichern sie um eine Mikroperspektive. Wir verwenden die Konzepte der Zwischenräume kritisch, wenn wir annehmen, dass sie als liminale Räume sich auflösender zuvor konstruierter Räume politischer Normen, spezifischer Wirtschaftsprinzipien oder kultureller Werte markiert werden und im Alltag auf der Mikroebene durch individuelle und kollektive Akteure neu angeordnet werden. Dadurch entwickeln wir neue Perspektiven auf Transformationsprozesse und die Handlungsmacht der Akteure (agency) in ihnen. Wir tragen so zu einem besseren Verständnis der Entwicklungen in den Gesellschaften der Ukraine und Moldaus bei und zu theoretischen Konzepten und Debatten der Transformation, die für die Weiterentwicklung von politischen Programmen, wie z.B. der Nachbarschaftspolitik von zentraler Bedeutung sind. Auf akademischer Ebene werden es die bereits zu Akademiker*innen der Region bestehenden Kontakte ermöglichen, transnationale Forschungsnetzwerke aufzubauen, um dann gemeinsam ein Projekt auf europäischer Ebene einzureichen. Die Rekrutierung junger Doktorand*innen am ZOiS und den Géographies-cités dient der Ausbildung junger Forscher*innen durch ihre Einbeziehung in internationalisierte Forschungskontexte und der Stärkung der Area Studies.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
 
 

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