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Die Globalisierung der mediterranen Wirtschaft im siebten Jahrhundert

Antragsteller Dr. Paolo Tedesco
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Alte Geschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446316191
 
Laut einer weitverbreiteten Annahme, die durch die politischen Entwicklungen der jüngsten Zeit wieder prominenter in Erscheinung tritt, trennt das Mittelmeer die europäische von der islamischen Welt. In der Forschung ist diese Annahme auch als Pirenne-These bekannt. Der Aufstieg des Islam und dessen ökonomische Blockade des Westens sei im Wesentlichen für den Zusammenbruch des Fernhandels ab dem siebten Jahrhundert im Mittelmeerraum verantwortlich. Diese These wurde in vielerlei Hinsicht infrage gestellt, aber die Diskussionsergebnisse datierten vor allem den Beginn der europäischen Wirtschaft immer früher (vgl. die Studien von Chris Wickham, Michael McCormick und Richard Hodges). Einige grundlegende Probleme sind aber noch immer nicht gelöst. Keine Studie hat in der notwendigen Gründlichkeit:a) die Annahme hinterfragt, dass die islamische Expansion im siebten Jahrhundert den Zusammenbruch des mediterranen Handelssystems verursacht habe;b) die Ansichten der landbesitzenden Eliten zur Rolle von Gold und Silber in einer marktorientierten Wirtschaft untersucht;c) aufgezeigt, wie Handel, Geldwirtschaft, Steuersystem und Arbeitsverhältnisse das Entstehen einer auf den Markt hin orientierten Agrarwirtschaft bewirkt haben;d) es unternommen, mehrere betroffene Regionen – das westgotische und islamische Spanien, das byzantinische Nordafrika, das byzantinische und langobardische Italien eingeschlossen – zu untersuchen, um ihre Vernetzung untereinander zu verstehen;Das Projekt verfolgt daher ein innovatives Ziel. Es möchte eine Geschichte der Wirtschaft der westlichen mediterranen Welt und der angrenzenden Regionen vom sechsten bis siebten Jahrhundert schreiben. Dabei wird ein neues, kohärentes Bild des Entstehens der westlichen mittelalterlichen Wirtschaft gezeichnet. Außerdem wird die Annahme widerlegt, dass die islamische Expansion das mediterrane System zum Zusammenbruch brachte, und eine alternative Interpretation der Entwicklungen präsentiert: Gold und Silber als Grundlage der Wirtschaft führten zu einem massiven sozialen Ungleichgewicht sowie zum Entstehen einer neuen gesellschaftlichen Elite auf Kosten der Armen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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