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Freiwilligkeit, Selbstsorge und Gesundheit in den USA um 1865

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 413222647
 
Das Teilprojekt untersucht das Verhältnis von Freiwilligkeit und Gesundheit in den USA in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es zeigt, erstens, wie freiwillige Selbstsorge um Körper und Gesundheit in dieser Zeit zu einem gesellschaftlichen und politischen Leitmotiv zu werden begannen. Die Freiwilligkeit des Kümmerns um den eigenen Körper avancierte zum Zeichen der Fähigkeit zu verantwortlichem Handeln und damit zu politscher Teilhabe in einer freiheitlichen Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund geht das Teilprojekt, zweitens, der Frage nach, inwieweit die Aufforderung zur freiwilligen körperlichen Selbstsorge ab 1865 auch die vier Millionen ehemals Versklavten adressierte. Drittens untersucht das Teilprojekt, welche Selbstverhältnisse die Freedpeople zu ihren Körpern und ihrer Gesundheit pflegten und ob sich diese im Zuge der Emanzipation wandelten. Die Frage der körperlichen Selbstsorge der ehemals Versklavten hatte im Umbruchszeitraum der Emanzipation besondere Dringlichkeit und soll aus der Perspektive der Betroffenen selbst angegangen werden. Untersucht werden präventive Gesundheitspraktiken, die Freiwilligkeit, Selbstverantwortung und Kompetenz voraussetzen, zugleich aber in einem Feld von Erwartungen, Notwendigkeiten und differierenden Möglichkeiten (je nach Akteur:in) vollzogen werden. Das TP wird herausarbeiten, wie Freiwilligkeit als Ressource von Gesundheit ebenso wie der Anerkennung als liberales Subjekt fungierte, das mit seiner Freiheit umzugehen versteht, indem es sich um seinen Körper sorgt. Das Teilprojekt zeigt, wie dabei über Freiwilligkeit Differenz erzeugt wird, je nachdem, in welchem Maß die Fähigkeit, freiwillig zu handeln, zugebilligt und ermöglicht wird. Es wird sich auf die Kategorie race konzentrieren. Methodisch verschränkt das TP diskursanalytische Elemente mit Nahaufnahmen auf die Gesundheitspraktiken und Selbstpositionierungen der (ehemals) Versklavten. Als Quellen werden zeitgenössische Publikationen, verschiedene Selbstzeugnisse der (ehemals) Versklavten in Form von Interviews und Lebenserzählungen sowie die Aktenbestände des Freedmen’s Bureau und seiner Medical Division (1865-1868/72; National Archives, RG 105) herangezogen. Das TP leistet einem wichtigen Beitrag zu der Forschungsgruppe und dazu, dass sie ihre Ziele erreicht. Erstens wendet es sich mit Gesundheit und Differenz einem Thema zu, dessen Dringlichkeit im Zuge der Coronakrise mehr als deutlich geworden ist. Zweitens trägt es dazu bei, die besondere politische Bedeutung von Freiwilligkeit in Umbruchsphasen genauer zu bestimmen. Drittens nimmt es eine von den postkolonialen Studien und den Black Studies inspirierte Perspektive ein, indem es Subalterne als Akteur:innen ins Zentrum rückt. Als wissenschaftliche Ergebnisse sind eine Monografie der Teilprojektbearbeiter:in vorgesehen, mehrere Aufsätze und Blogposts von Antragsteller und Teilprojektbearbeiter:in sowie Beiträge zu den kollaborativen Vorhaben der Forschungsgruppe.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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