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Russisch in Deutschland im intergenerationellen Vergleich

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445288386
 
Das Projekt untersucht Sprachwandel und -weitergabe in drei Generationen von Russischsprachigen in Deutschland. Es leistet damit einen Beitrag zu einem besseren theoretischen Verständnis der Wechselbeziehungen zwischen der Attrition der Erstsprache in Immigrationskontexten und der Rolle des qualitativen Inputs für den Erwerb von Minderheitensprachen in den nachfolgenden Generationen. Wir verfolgen einen komparativen Ansatz, der zwei Vergleichsdimensionen erfasst: (1) Wir vergleichen den Sprachstand im Russischen bei Vertretern von drei Generationen Russischsprachiger in Deutschland. Dazu werden Sprachdaten gesammelt von (i) der Großeltern-Generation, die bereits als Erwachsene nach Deutschland eingewandert sind, (ii) der Eltern-Generation, die zusammen mit den (heutigen) Großeltern nach Deutschland gekommen sind, zum Zeitpunkt der Einreise aber erst Jugendliche waren, (iii) der Kinder-Generation, die als typische Herkunftssprecher bereits in Deutschland geboren wurden. Alle drei Generationen weisen damit unterschiedliche Spracherwerbsprofile auf. Die ersten beiden Gruppen können zur Untersuchung der Attrition der Erstsprache Russisch herangezogen werden, unterscheiden sich aber im Alter, in dem sich ihre sprachliche Umgebung durch die Emigration rapide verändert hat. Zudem liefern beide Gruppen den sprachlichen Input für den Erwerb der Familiensprache Russisch durch die dritte Generation, was die Möglichkeit eröffnet, im Projekt die Rolle der Qualität des Inputs für den Erwerb des Russischen als Herkunftssprache zu untersuchen. (2) Wir werden Spracherwerb und -weitergabe in einem holistischen Ansatz nicht nur auf einzelne sprachliche Phänomene hin untersuchen, sondern systematisch Merkmale aller sprachlichen Ebenen (Phonetik/Phonologie, Prosodie, Flexionsmorphologie, Morphosyntax, Syntax und Wortschatz) einbeziehen. Das soll es uns ermöglichen, (a) den möglicherweise unterschiedlichen Grad der Resistenz einzelner sprachlicher Ebenen gegenüber Attritions- und Sprachwandelerscheinungen zu untersuchen sowie (b) die eventuell unterschiedliche Rolle der Qualität des Inputs für den Erwerb der einzelnen Bereiche durch die nachfolgende Generation zu ermitteln.Das Projekt soll so die folgenden Forschungsfragen beantworten: (i) Welche nicht-kanonischen Merkmale werden aufgrund eines abweichenden Inputs von den Eltern übernommen, welche entstehen innerhalb der einzelnen Generationen?; (ii) Wirken dieselben Mechanismen (Attrition von Merkmalen, die in der vorangehenden Generation noch anzutreffen sind, kontaktinduzierter Sprachwandel, sprachinterner Wandel) in allen drei Generationen?; (iii) Betreffen diese Mechanismen dieselben Sprachebenen und, wenn ja, sind ihre Auswirkungen dort in allen 3 Generationen gleich intensiv? Wie stark wirkt sich ein qualitativ von der Norm der Standardsprache abweichender Input auf die einzelnen Ebenen aus? Ein weiteres Ziel besteht im Aufbau eines annotierten Korpus des Russischen in Deutschland mit Daten aus 3 Generationen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Russische Föderation
Partnerorganisation Russian Science Foundation, bis 3/2022
Kooperationspartner Professor Dr. Leonid Moskovkin, bis 3/2022
 
 

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