Detailseite
Heilige und Helden von der Christianisierung bis zum Nationalismus: Symbole, Bilder, Erinnerung (Nord-West- Russland, baltische und nordische Länder)
Antragstellerin
Professorin Dr. Cordelia Heß
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445187042
Heiligenkulte wurden direkt nach der Christianisierung der nördlichen und östlichen Ostseeregionen für die Formierung christlicher Identitäten verwendet. Nach dem Mittelalter, in der Frühen Neuzeit und auch in der Moderne fand eine weitere Mythologisierung der Kulte von lokalen Heiligen statt, zudem wurden Helden in der mittelalterlichen Vergangenheit gefunden. Helden waren historische Persönlichkeiten, die mit einem bestimmten Ereignis verbunden waren und wichtig für die Entstehung eines (Selbst)-Bildes der Identität der Gruppe wurden. In der Zeit der Nationalromantik wurden einige dieser HerrscherInnen, Heerführer oder Gelehrten in einen Status von Nationalhelden/heldinnen erhoben. Heilige und Helden erwiesen sich als Symbolfiguren, in denen grundlegend wichtige Bilder des ethnokulturellen und dann des nationalen Diskurses verkörpert wurden. Dank dieser wurde die Entstehung einer „imagined community" möglich. Das Projekt plant die Erforschung der Entwicklung dieser Bilder mittelalterlicher Heiliger und Helden vom Mittelalter bis zur Frühneuzeit und Neuzeit im Ostseeraum und schließt damit eine Lücke in der Forschung zu Helden, die sich vor allem auf Westeuropa konzentriert hat. Alle christlichen Konfessionen (Katholizismus, Protestantismus, Orthodoxie) sind hier vertreten, und die vorchristlichen Religionen blieben lange Zeit einflussreich. Die ursprüngliche Vielfalt der Identitäten macht diese Region für die vergleichende Forschung besonders interessant, wie auch die offensichtlichen Unterschiede in den Präferenzen für die ausgewählten Helden: männlich oder weiblich, individuell oder kollektiv, militärisch oder intellektuell. Ziel dieses Projekts ist eine vergleichende Analyse von Schlüsselpersonen der nationalen und lokalen Identität im Ostseeraum – im Wesentlichen: Was hat einen Menschen dazu qualifiziert, in späteren Zeiträumen ein Held zu werden? In einigen Fällengeht es hier um den eigentlichen Personenkult, in anderen leihen diese Personen ihren Namen nur Orten, die für eine bestimmte Bevölkerung von Bedeutung sind. Der Vergleich dieser Phänomene wird tiefere Einblicke in die Entwicklungsmuster nationaler und nationalistischer Kulturen an der Ostsee ermöglichen und so dazu beitragen, Unterschiede in der gegenwärtigen politischen Kultur zu erklären. Hatten bestimmte Länder und Regionen einen besonderen Geschmack für kriegerische Könige? Wie verlief die Entwicklung der männlichen und weiblichen Identifikationsfiguren? Wie haben sie begonnen? Wie haben sie sich in der Geschichte verändert? Räumlich deckt die Studie Norddeutschland, Skandinavien, Südfinnland und Karelien, die nordwestlichen Länder Russlands, das ehemalige Livland (das heutige Estland und Lettland), das ehemalige Großherzogtum Litauen (das heutige Litauen und Weißrussland) sowie Teile des Königreichs Polen ab (Polen-Litauen).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Estland, Finnland, Russische Föderation
Partnerorganisation
Russian Science Foundation, bis 3/2022
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Svetlana Sergeevna Abuzina, bis 3/2022; Professor Dr. Aleksander Iljich Filyushkin, bis 3/2022; Professor Dr. Christian Krötzl; Tatyana Dmitrievna Medvedeva, bis 3/2022; Dr. Katie Parppei; Professor Dr. Anti Selart; Professorin Dr. Marianna Mikhailovna Shakhnovich, bis 3/2022; Irina Nikolaevna Smirnova, bis 3/2022; Professor Dr. Roman Aleksandrovich Sokolov, bis 3/2022; Dmitry Ivanovich Weber, Ph.D., bis 3/2022