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Die Politik der Kampagne. Temporale und räumliche Konfigurationen kolonialer Governmentalität in den britischen Kolonien Ostafrikas, 1919-1960

Antragsteller Dr. Michael Pesek
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442816767
 
Das Projekt untersucht Kampagnen in den britischen Kolonien Ostafrikas seit dem Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende der Kolonialherrschaft in den 1960ern, die der Verbesserung der Gesundheit, der Bildung und der Lebensbedingungen der afrikanischen Bevölkerung dienen sollten. Dabei werden sie als besonders invasive Formen kolonialer Politik beschreiben, die aber in ihrer zeitlichen und räumlichen Ausdehnung begrenzt waren. Ausgangspunkt ist die These, dass der koloniale Staat die afrikanischen Gesellschaften nur in sehr begrenztem Maße in den Alltag seiner Herrschaft einbinden konnte. Für eine durchgehende Kontrolle und Durchdringung afrikanischer Gesellschaften fehlten dem kolonialen Staat die Ressourcen und oft genug auch der Wille. Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs wandelte sich der koloniale Staat in Britisch-Ostafrika aber von einem Eroberungs- zu einem Entwicklungsregime. Kampagnen waren dabei wichtige Ereignisse, die diesen Wandel kolonialer Politik vorantrieben. In den temporalen und räumlichen Konfigurationen von Kampagnen sieht das Projekt die Herausbildung einer spezifischen kolonialer Governmentalität, die eher auf eng begrenzte Problemlösungen setzte als auf nachhaltigen institutionellen Wandel. Die Kampagnen werden dabei als Laborsituationen beschrieben, in denen mit neuen Formen der Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik experimentiert wurde. Zentral für das Projekt ist die Frage nach dem Verhältnis zwischen Kampagnen und des längerfristigen Prozesses des Wandels britischer Kolonialpolitik in der Zwischenkriegszeit und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Fokus auf Kampagnen erlaubt dem Projekt diesen Wandel besser zu verstehen. Er vermag die oftmals widersprüchliche Politik zwischen dem Konservatismus der Indirekten Herrschaft und dem Modernisierungsanspruch der in diesem Zeitraum an Einfluss gewinnenden Entwicklungsparadigmen zu erklären. Darüber hinaus vermag die Untersuchung von Kampagnen bislang nur wenig beachtete Akteure des Wandels in diesem Zeitraum miteinzubeziehen. Die von den britischen Kolonialverwaltungen initiierten Kampagnen banden Wissenschaftler und Experten aus anderen Teilen des Empires und internationaler Organisationen ein, die in ihren Vorstellungen von kolonialer Politik nicht selten mit den Zielen des kolonialen Staates in Konflikt gerieten. Das Projekt untersucht den Transfer von Wissen und Konzepten zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Ziel ist es die Herausbildung einer transnationalen und globalen Expertenkultur zu untersuchen, die wesentlich zur Formulierung kolonialer und postkolonialer Entwicklungspolitik beigetragen hat. Indem das Projekt Kampagnen als ein gemeinsames Feld des Agierens und Interagierens zwischen Wissenschaft und Politik entwirft, unternimmt es den Versuch, Kolonialgeschichte und Wissensgeschichte neu zu denken und mit einander in Beziehung zu setzen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Tansania
Kooperationspartner Professor Dr. Oswald Masebo
 
 

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