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Opfer und Libation im antiken Griechenland: Rituelle Praxis, kulturelle Metaphorik, moderne Theorie
Antragstellerin
Professorin Dr. Susanne Gödde
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Religionswissenschaft und Judaistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442224256
Das geplante Forschungsprojekt setzt sich zum Ziel, das semantische und metaphorische Potential des antiken griechischen Opfers sowie der Libation zu erforschen. Ausgehend von und in kritischer Auseinandersetzung mit Opfertheorien der Anthropologie und Religionssoziologie des v.a. 19. und frühen 20. Jhdts. (William Robertson Smith, James George Frazer, Sigmund Freud, Marcel Mauss, René Girard), die wiederum die Erforschung und Theoretisierung des antiken griechischen Opfers (u.a. bei Walter Burkert und Jean-Pierre Vernant) maßgeblich mitbestimmt haben, soll anhand literarischer, kulturphilosophischer sowie epigraphischer Quellen zunächst die jeweilige Praxis analysiert werden und in einem zweiten Schritt nach den kultur- oder gesellschaftstheoretischen Implikationen des jeweiligen Rituals gefragt werden. Es wird auf der Basis der wissenschaftshistorischen Rekapitulation der wichtigsten Deutungsmuster zu fragen sein, welcher Ökonomie Opfer bzw. Libation unterliegen (Reziprozität, Kompensation, Substitution, Sühne, Tausch, Handel, Betrug, Verausgabung?) und was sie politisch, sozial und religiös leisten (Gemeinschaftsbildung, Vertragsschluß, Befriedung nach innen durch Ausschluß, Reinigung, Rettung in der Krise?). Insbesondere hinsichtlich des blutigen Opfers (Tier- oder mythisch-literarische Menschenopfer) soll auch die Rolle der Gewalt und damit auch eine möglicherweise ethische Reflexion (Mord, Strafe, Schuld/Unschuld, Gewaltkritik, Ursprungsgewalt?) Gegenstand der Untersuchung sein. Bei all diesen Fragen ist freilich zu berücksichtigen, dass unsere Texte (und Bildzeugnisse) häufig in einem Verhältnis der Bearbeitung, Überformungen oder der kritischen Reflexion zur Opferpraxis selbst stehen. Das Forschungsprojekt strebt eine systematische Erfassung von Opfertypen und ihrer medialen Reflexion und Rhetorisierung in unterschiedlichen Gattungen an.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen