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Blockchains. Medien der Souveränität

Antragsteller Dr. Oliver Leistert
Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 440949657
 
Das beantragte Projekt unternimmt eine begrifflich-theoretische Reflexion, eine empirische Untersuchung und eine medienwissenschaftliche Bestimmung von Blockchains mit dem Schwerpunkt einer Machtanalytik. Die Ausgangsthese des Projektes lautet, dass mit dezentralen, offenen Blockchains eine neuartige Konfiguration von Souveränität in Erscheinung tritt, deren prägnantestes Merkmal die Fähigkeit der Selbstvalidierung durch Konsensprotokolle ist. Es lassen sich nun digitale Unikate bzw. Tokens generieren und verwalten, die nicht kopierbar, sondern nur transferierbar sind. Dies wird durch massive Hashing-Operationen auf dem verteilten Buchungsbuch möglich, auf dem alle Datenbewegungen registriert und bestätigt werden. Einzelne digitale Objekte, z.B. Musikdateien, können in großer Zahl angeschrieben und verwaltet werden. Diese Verwaltung und Steuerung wird vom Antragsteller technologische Objektivierung genannt. Der Begriff der Objektivierung unterläuft dabei eine grundlegende Transformation im Sinne einer techno-politischen Rationalität und meint die Modulation von Objekten aus der Ferne, z.B. in Form operativer Nutzungsvereinbarungen. Möglich wird diese Regierungstechnologie durch numerische Repräsentationen der zu regierenden Objekte in Form von Hashes auf der Chain.Solch skalierbaren Regimen der Nutzung von Objekten, bzw. von deren Repräsentation durch Hashes, liegt eine maschinell beglaubigte Koppelung heterogener Register zugrunde, in der einfachsten Form durch die Identität von Hash onchain und Hash offchain. Diese Koppelungen verschiedener Register (symbolisch, syntaktisch, physisch) werden als die eigentlich funktional herausragenden Operation von Blockchains verstanden und untersucht. Ergänzend zur begrifflich-theoretischen Aufarbeitung des technischen Systems Blockchain wird im Projekt eine Fallstudie analysiert (Cardano.org). Experteninterviews sollen hier innovative Methoden der teilnehmenden Beobachtung digitaler Milieus ergänzen, d.i. das Betreiben und Auswerten eines Blockchain-Knotens, die Programmierung von Smart Contracts uvm. Auch wird die immanente Regierung solch eines Systems durch sein Konsensprotokoll online beobachtet und protokolliert. Darüber hinaus dienen Code-Studies der Analyse impliziter sozialer Annahmen im System, z.B. welche spieltheoretischen Modellierungen liegen der Governance zugrunde? Welche Mittel der Konfliktlösung enthält es?Jenseits der immanenten Konsensfindung werden diese Systeme auch modifiziert, z.B. durch Software-Updates, die Forks verursachen. Der Erforschung solcher externer Eingriffe ist ein eigener Arbeitsbereich gewidmet.Gouvernementale Subjektivierung schließlich wird als Korrelat der diagnostizierten technologischen Objektivierung im umfassenden Sinne einer Environmentalität verstanden, wie sie von Michel Foucault bereits in den 1970ern skizziert wurde, um das Umweltlich-Werden von Macht zu erfassen. Mit dieser machtanalytischen Gegenwartsdiagnostik wird das Projekt abgeschlossen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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