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Die deutschen ethnographischen Expeditionen in die Kimberley-Region, Nordwest-Australien. Forschungsgeschichtliche Bedeutung, digitale Repatriierung und gemeinsame Interpretation des indigenen Kulturerbes

Antragsteller Dr. Richard Kuba
Fachliche Zuordnung Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 440444995
 
Das Projekt will die Grundlagen für eine systematische und gemeinschaftliche Bewertung der deutschen ethnographischen Expeditionen in das nordwestliche Kimberley (Westaustralien) legen. Unternommen wurden diese Expeditionen 1938-1939 vom Institut für Kulturmorphologie (heute: Frobenius Institut, Frankfurt am Main) und 1954-1955 vom Münchener Museum für Völkerkunde (heute: Museum Fünf Kontinente). Sie wurden jeweils von Ethnologen aus dem Umfeld von Leo Frobenius geleitet und zählten zu den ersten, die in dieser Region explizit der Sammlung ethnographischer Daten gewidmet waren und die lokalen Felsbild-Traditionen systematisch dokumentierten. Die Felsbilder und zugehörige Erzählungen sind bis heute zentraler Bestandteil des kulturellen Erbes der Wandjina Wunggurr-Gemeinschaften. Die damals aufgenommene Dokumentation (Feldaufzeichnungen, ethnographische Objekte, gemalte Felsbildkopien sowie zahlreiche s/w-Fotografien) wird heute an verschiedenen Stellen in Deutschland aufbewahrt. Einige Ergebnisse der Reisen wurden Form von Monographien und wissenschaftlichen Artikeln fast ausschließlich auf Deutsch publiziert. Das zugrundeliegende umfangreiche Quellenmaterial ist bisher aber noch nie systematisch ausgewertet und einer quellenkritischen Prüfung unterzogen worden, insbesondere wurde das Material noch nie gemeinsam mit den entsprechenden Aborigines-Gemeinschaften interpretiert. Das Projekt wird somit zu einer kritischen Analyse der Expeditionen sowie der daraus entstandenen Sammlungen und Archive beitragen indem systematisch die relevanten Aborigines-Gemeinschaften auf allen Ebenen der Interpretation einbezogen werden. Durch die kulturell sensible Bereitstellung digitaler Kopien, durch Übersetzungen und durch angemessene Publikation eröffnet sich den Gemeinschaften eine bislang ungeahnte Möglichkeit, sich ein teilweise verloren gegangenes kulturelles Erbe anzueignen. Gleichzeitig wird das Projekt neue wissenschaftliche Erkenntnisse generieren, etwa in Hinblick auf die Interpretation prähistorischer Felsbilder. Darüber hinaus wird es aber auch einen wesentlichen Beitrag zu aktuellen Debatten über den angemessenen Umgang mit ethnographischen Museen, Sammlungen und Archiven in Deutschland leisten. So sollen Standards erarbeitet werden, wie mit einem geteilten kulturellen Erbe umzugehen ist, auf das einerseits indigene Gemeinschaften Ansprüche erheben, das andererseits aber in deutschen Institutionen verortet ist und dort in ganz unterschiedlichen Sinnzusammenhängen steht. Die Ergebnisse des Projekts werden einem breiten Publikum u.a. in Form einer internationalen Wanderausstellung präsentiert, die in Kooperation mit dem Mowanjum Arts Centre (Kimberley, Australien) dem Western Australian Museum (Perth) sowie den relevanten deutschen Institutionen entsteht (Museum der Weltkulturen und Frobenius-Institut in Frankfurt am Main sowie Museum Fünf Kontinente in München).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Australien
Kooperationspartner Professor Dr. Martin Porr
 
 

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