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Vermögen und das Gute: Welchen Beitrag können Vermögen für die Erklärung von Wertaussagen und Normativität leisten?

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Erasmus Mayr; Professorin Dr. Barbara Vetter
Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439616221
 
In den letzten Jahrzehnten sind menschliche Fähigkeiten und Vermögen in der Erkenntnistheorie und Moralphilosophie wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Insbesondere nimmt eine wachsende Anzahl von PhilosophInnen in beiden Bereichen auf Fähigkeiten Bezug, um den besonderen Wert von Handlungen oder epistemischen Zuständen zu erklären oder um die Gültigkeit normativer Standards zu begründen. So erklären viele VertreterInnen der Tugenderkenntnistheorie den besonderen Wert von Wissen im Vergleich zu bloßen wahren Überzeugungen damit, dass Wissen den epistemischen Fähigkeiten einer Person entspringt und der Person damit in besonderer Weise als 'Erfolg' zuschreibbar ist. Ebenso erklären zahlreiche TugendethikerInnen den besonderen Wert einer guten Handlung damit, dass sie aus besonderen Vermögen der handelnden Person entspringt, nämlich ihren Tugenden. Diese ‘Wiederentdeckung’ von Fähigkeiten und Vermögen läuft parallel zu der enormen ‘Renaissance’ von Vermögen und Dispositionen, die in der zeitgenössischen Metaphysik in den letzten 25 Jahren stattgefunden hat. Und viele TheoretikerInnen aus den Bereichen der Tugenderkenntnistheorie und –ethik verweisen – wenig überraschenderweise – gerade auf diese Entwicklung, um ihre eigene Bezugnahme auf Vermögen und Fähigkeiten zu untermauern. Aber während diese TheoretikerInnen von Vermögen und Fähigkeiten erwarten, dass sie bestimmte normative Fragen bzw. Wertfragen beantworten helfen, werden gerade diese letzteren Fragen in den Debatten um Vermögen in der zeitgenössischen Metaphysik betont ausgeklammert. Es drängt sich daher zwangsläufig die Frage auf, wie genau das ‘Revival’ von Vermögen in der Metaphysik für die Tugenderkenntnistheorie und –ethik eigentlich weiterhelfen soll.Überraschenderweise wird diese Frage – trotz der zahlreichen Verweise auf Vermögen in den genannten Debatten – in gegenwärtigen Debatten kaum weiter erörtert. Das vorliegende Projekt soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen: Einerseits soll es systematisch diejenigen Aspekte von Vermögen und Fähigkeiten untersuchen, die für die Begründungen normativer Wahrheiten besonders relevant erscheinen. Andererseits wird es die zwei Modelle kritisch in den Blick nehmen, die von den in der zeitgenössischen Metaethik besonders intensiv diskutierten Begründungsmodellen für moralische Wahrheiten und Normen am besten geeignet erscheinen, um Werte oder Normativität auf Grundlage von Vermögen zu erklären: Nämlich, erstens, den ethischen Naturalismus, und, zweitens, den ethischen Konstitutivismus. Dabei werden wir nicht nur versuchen, verschiedene Fragen zum Zusammenhang zwischen Vermögen und Normativität zu beantworten, die in Teildisziplinen der Philosophie große Bedeutung erlangt haben. Wir wollen darüber hinaus auch zur Verstärkung eines intradisziplinären Dialogs beitragen, der die verschienen Teildisziplinen anhand ihres geteiltes Interesse an menschlichen Vermögen und Fähigkeiten enger zusammenbringt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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