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"Carbon bubble" und "stranded assets": Problematisierung und Governance von „Transitionsrisiken“ zwischen Klimapolitik und Finanzökonomie

Antragsteller Dr. Andreas Folkers
Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 433336180
 
Das Vorhaben untersucht den gesellschaftlichen Umgang mit Risiken und ungewissen Zukunftsverläufen im Schnittfeld von Klimapolitik und Finanzökonomie. Es fragt aus einer sozialtheoretisch orientierten Perspektive, gestützt auf Methoden der qualitativen Sozialforschung, wie die Auswirkungen der Dekarbonisierung im Finanzwesen von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und Finanzökonomie gerahmt und bearbeitet werden. Der empirische Fokus des Projektes liegt auf der Kontroverse um die Themen carbon bubble und stranded assets und damit auf der ökologisch wie ökonomisch brisanten Problematik, dass eine konsequente Umsetzung internationaler Klimaziele zu einer massiven Abwertung der finanzialisierten Assets des fossilen Kapitalismus (insb. Brennstoffreserven und Energieinfrastrukturen) beitragen könnte. Diese zunächst von Nichtregierungsorganisationen in die öffentliche Diskussion gebrachte Thematik hat mittlerweile auch in der Finanzwirtschaft und bei Finanzmarktregulatoren für Aufsehen gesorgt. Dort hat es die Frage entstehen lassen, wie das Risiko einer Abwertung karbonintensiver Finanzwerte als Folge konsequenter Klimapolitik, sog. Transitionsrisiken, regiert werden kann. In einem ersten Schritt untersucht das Projekt die kognitiven und normativen Rahmungsprozesse, die dazu beigetragen haben, carbon bubble und stranded assets zu finanzökonomischen Problemfeldern zu machen. Das Finanzwesen wird dabei als ein nicht nur ökonomisches, sondern auch politisches Handlungsfeld erschlossen. So lassen sich neue Formen zivilgesellschaftlichen Engagements identifizieren, die gezielt an der Risikosensibilität der Finanzwirtschaft ansetzen, um umweltpolitischen Anliegen Geltung zu verschaffen. In einem zweiten Schritt werden Strategien zur Governance von Transitionsrisiken analysiert. Das Projekt untersucht, wie Regulationsinitiativen durch Stärkung klimabezogener Finanzinformationen in unternehmerischen Berichtspraktiken die Voraussetzung dafür schaffen wollen, Transitionsrisiken berechenbar und damit handhabbar zu machen. Untersucht werden soll, ob sich hier ein neuer Typ der Governance von Finanzrisiken identifizieren lässt, der darauf zielt, durch Modifikationen der kognitiven Infrastrukturen des Finanzmarkts ökonomische Erwartungsstrukturen zu steuern.Das Projekt beleuchtet so die Möglichkeiten, Grenzen und Paradoxien von Versuchen, klimapolitische Anliegen in der Finanzwirtschaft zu verankern. Es wird kritisch hinterfragt, ob die Übersetzung von klimarelevanten Kennzahlen in finanzökonomische Sinnformen umweltpolitische Anliegen kompromittieren kann. So könnten die Bestrebungen zur Politisierung des Finanzmarktes im Dienste des Klimaschutzes mit einer verstärkten Finanzialisierung der Klimapolitik einhergehen. Indem es die Verschränkungen von Finanz- und Klimarisiken beleuchtet, die weithin als Kernelemente der „Weltrisikogesellschaft“ (Beck) angesehen werden, leistet das Projekt einen wichtigen gegenwartsanalytischen Beitrag.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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