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Transkulturelle Wissensproduktion im südlichen Andenraum. Räumlichkeit, Materialität und die Konstruktion sakraler Topographien im Kontext kolonialer Herrschaft. Sajama und Sabaya, 16.-19. Jh.

Antragstellerin Dr. Astrid Windus
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 433073944
 
Das Forschungsprojekt versteht sich als ein Beitrag zur transkulturellen Wissensgeschichte. Es untersucht Dynamiken lokaler Wissensproduktion im Kontext von Christianisierung und kolonialer Herrschaft in der andinen Hochland-Provinz Carangas zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert. Explizit geht es um transkulturelle Formen religiösen und kosmologischen Wissens, das im gesamten Andenraum stets räumlich und geographisch verortet ist (Windus 2022) und untrennbar mit der lokalen Konstruktion sakraler Räume und Topographien zusammenhängt. Diesem Zusammenhang geht das Projekt anhand der mikrohistorischen Untersuchung der im bolivianischen Hochland (Department Oruro, Provinz Carangas) gelegenen Ortschaften Sajama und Sabaya nach. Dem Phänomen wird zunächst allgemein durch die Entwicklung eines theoretischen Modells zur Analyse sakraler Räumlichkeit begegnet. Im zweiten Schritt dient dieses Modell als Instrument für die mikrohistorische Untersuchung der beiden Fallbeispiele. Hier soll die bedeutungsgebende Interaktion zwischen den lokalen Akteuren, der sie umgebenden sakralisierten Topographie und den Artefakten und Architekturen untersucht werden (z.B. Grabtürme/chullpas, Kultstätten/wak‘a, Kirchen, Kapellen, etc.), die Teil des sozialen und religiösen Raums sind. Als „epistemische Objekte“ (Gleiter, Schwarte 2015) waren sie an der Produktion, Bewahrung und (Re-)Konfiguration religiösen und kosmologischen Wissens beteiligt. Die aus schriftlichen und nicht-schriftlichen materiellen Überlieferungen sowie ethnographischen Interviews bestehenden Quellen werden mithilfe eines geographischen Informationssystems (GIS) aufgenommen, zusammengeführt und in einen Bezug zu dem geographischen Raum gesetzt, in dem sie vorgefunden bzw. artikuliert wurden (Georeferenzierung). Ziel ist die Visualisierung historischer „Topographien“ religiösen und kosmologischen Wissens in Form einer dynamischen, webbasierten Karte. Sie soll die transkulturellen Dimensionen der Wissensproduktion und -zirkulation sowie die Bedeutung lokaler Epistemologien und ihrer Verflechtungen mit hegemonialen Wissensordnungen sichtbar machen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Chile
 
 

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