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Die Fallward-Gräber im Spiegel ihrer organischen Objekte – Forschungen zu den Bestattungssitten der späten Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in Nordwestdeutschland

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 432733919
 
Nördlich der Wurt Fallward, Ldkr. Cuxhaven, konnten in den 1990er Jahren 200 Brand- und 60 Körpergräber des 4. und 5. Jahrhunderts archäologisch untersucht werden. Diese gehören zu einem Bestattungsplatz, der im Bereich eines Strandwalles der Unterweser angelegt worden war. Einige Grabgruben waren bis in den fossilen Marschenklei eingegraben. Hier bot das anaerobe Milieu optimale Voraussetzungen für die Konservierung verschiedener organischer Materialien. So blieben in den Bestattungen neben den Knochen auch hölzerne Grabeinbauten sowie vollständige Beigabeninventare u.a. aus Holz und Textilien sowie Pflanzenschichten erhalten. Die detaillierte Vorlage dieser bedeutenden Nekropole galt deshalb seit langem als ein Desiderat der Forschung. Im Rahmen des seit 2020 von der DFG geförderten Projekts wird diesem nun Rechnung getragen. Tatsächlich eröffneten die bis heute für das nördliche Mitteleuropa singulären Grabinventare eine einzigartige Perspektive zur Untersuchung und Rekonstruktion spätantiker Bestattungstraditionen eines im Barbaricum gelegenen Siedlungsraums. So lässt sich beispielsweise überprüfen, ob die für zeitgleiche Plätze des Elbe-Weser-Dreieck postulierten überregionalen Kontakte auch in den lokalen Grabriten der Wurt Fallward niederschlugen. Während der 1. Projektphase haben sich die Forschungen auf die sechs am besten erhaltenen Gräber konzentriert. Von diesen liegen noch gänzlich unbearbeitete, teilweise in Blockbergungen gesicherte organische Artefakte bzw. Fundschichten vor. Bei ihrer Untersuchung kommt ein interdisziplinärer Methodenkanon aus Archäologie, Textilarchäologie, Dendrochronologie, Anthropologie, Paläogenetik und Paläobotanik zum Einsatz. Dieser ermöglichte bereits zahlreiche neue Erkenntnisse zum sozioökonomischen und soziokulturellen Stand sowie zu den überregionalen Verbindungen der Bestattungsgemeinschaft. In der nun beantragten zweiten, ebenfalls für 36 Monate konzipierten Projektphase sollen die erfolgreichen interdisziplinären Forschungen fortgesetzt und intensiviert werden. Dabei ist zunächst ein Abschluss der Forschungen an den o.g. Gräbern vorgesehen. Im Fokus stehen aber auch die archäologischen, textilarchäologischen und archäobotanischen Untersuchungen an den schlechter erhaltenen, bzw. weniger umfangreich ausgestatteten Körperbestattungen sowie an den zahlreichen bis dato noch unbearbeiteten Brandgräbern. Die avisierten Forschungen umfassen dabei auch weiterhin anthropologische und aDNA-Analysen an den Skeletten sowie archäozoologische Beobachtungen an Tierknochen. Mit archäometrischen Analysen, insbesondere einer umfassenden Untersuchung der an Holzbeigaben sichtbaren, für den nordalpinen Raum singulären Farbfassungen sollen die bisherigen Studien eine maßgebliche Erweiterung erfahren. Es ist zu erwarten, dass diese Forschungen einen wichtigen Beitrag zur römischkaiserzeitlichen und völkerwanderungszeitlichen Siedlungs- und Sozialgeschichte des nordwestdeutschen Raums leisten werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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