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Netzwerke hinduistischer Tempel im frühneuzeitlichen Südindien - Narrative, Rituale und materielle Kultur

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Jonas Buchholz; Professorin Dr. Ute Hüsken
Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428328143
 
Das Projekt untersucht, wie der sakrale Raum der alten südindischen Tempelstadt Kâñcipuram in der Mythologie (basierend auf Sanskrit- und Tamilquellen), in der rituellen Praxis und durch materielle Kultur dargestellt, verhandelt und immer wieder neu geformt wird. Kāñcipuram ist eine der sieben heiligen Städte des Hinduismus und beherbergt unzählige Tempel und Schreine. Drei Haupttraditionen des Hinduismus (Visnuismus, Śivaismus und Śāktismus) existieren seit Jahrhunderten in dieser Stadt nebeneinander und haben dabei stets miteinander kooperiert bzw. konkurriert. Ausgehend von dem Verständnis, dass der sakrale Raum Kāñcipurams von Tempelnetzwerken bestimmt wird, analysiert das Projekt sowohl die dynamischen Beziehungen der Tempel der Stadt untereinander als auch die Netzwerke, die sich über die Stadtgrenzen hinaus erstrecken. Die Hierarchien der diversen überlappenden Tempelnetzwerke wurden stets unter den verschiedenen hinduistischen Traditionen der Stadt neu verhandelt. Diese Prozesse werden in mythologischen Texten (Mâhâtmyas / Sthalapurânas) greifbar, die Kâñcipuram als sakralen Raum darstellen. Wohl spätestens seit dem 15. und 16. Jahrhundert wurden etliche solcher Texte sowohl in Sanskrit als auch in Tamil verfasst. In ihnen werden spezifische Orte, lokale Gottheiten und Rituale gepriesen, wobei diese oft mit anderen Orten und Gottheiten kontrastiert werden, die dann als weniger wirksam beschrieben werden.Das Projekt untersucht, wie diese Tempelnetzwerke in diesen Texten etabliert und dargestellt werden. Dabei übernehmen wir das in den Texten selbst enthaltene Verständnis von Kâñcipuram als "Feld" (ksetra) der Interaktion zwischen Göttern und Menschen, als dynamischer Ort, in dem religiöse Netzwerke miteinander interagieren.Viele der mythologischen Narrative werden während der Tempelfeste rituell aufgeführt oder sind materiell durch Architektur und Ikonographie repräsentiert, wodurch sie in der kollektiven Erinnerung bewahrt werden. Ähnlich wie die Texte erzählen die Rituale und bildlichen Darstellungen diese Mythen unterschiedlich, wobei sie nicht selten in einem Widerspruch zu den textlich festgehalten Narrativen stehen. Das Projekt wird daher auch die relevanten Rituale und das ikonographische Programm der Tempel in die Analyse einbeziehen und so erforschen, in welchem Verhältnis Rituale und Ikonographie zu den Texten stehen.Das Projektteam bearbeitet zwei eng miteinander verflochtene und einander ergänzende Fallstudien. Teilprojekt 1 beschäftigt sich mit den viṣṇuitischen Tempelnetzwerken über deren Repräsentation in den mythologischen Texten in Sanskrit und über die damit zusammenhängenden Rituale. Teilprojekt 2 analysiert śivaitische Tempelnetzwerke vor allem durch den Vergleich mythologischer Texte in Tamil und Sanskrit. In enger Zusammenarbeit wird das Team erforschen, wie Texte, Tempel und Ritualpraktiken unterschiedlicher religiöser Gemeinschaften miteinander interagieren und dabei Kâñcipuram immer wieder neu konfigurieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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