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Die Neuordnung des Wissens: zur Genese „Nationalsprachlicher Lexika“ (kokugo jisho) und der Kommerzialisierung von „Wissen“ im 17./18. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427290130
 
Setsuyôshû sind ein neues Lexikon-Genre, das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entsteht und mit mehr als 800 Werken zu einer der zentralen Stützen des Ôsakaer Buchmarktes wird.In der Forschung herrschen aber deutliche Vorbehalte hinsichtlich ihres tatsächlich praktischen Nutzens als „Lexikon“. Setsuyôshû gelten in sprachlicher Hinsicht weithin als anachronistische, praxisferne und fehlerhafte Produkte. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts sollen mit den „Nationalsprachlichen Wörterbüchern“ (kokugo jisho) verlässliche Nachschlagewerke entstanden sein.Das im Jahr 1716 bei dem Ôsakaer Verleger Aburaya erschienene Otoko setsuyôshû nyoi hôju taisei (Vollendung des Wunschjuwels: die zeitersparende Sammlung für den Mann) scheint jedoch eine Neuschreibung der bisherigen Forschungssicht dringend erforderlich zu machen. Der Herausgeber Yamamoto Joshû unternimmt mit diesem Werk, so die These des Projektes, zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine grundlegende Neuordnung des Wissens, wie es in den bisherigen Setsuyôshû tradiert worden ist. Einerseits nimmt er eine Verifizierung der Lesung/Schreibung durch erstmalige Erschließung der entsprechenden Belegquellen vor und andererseits eine Aktualisierung des in den Setsuyôshû überlieferten Vokabulars durch Hinzuziehung zeitgenössischer Referenzwerke zu Dialekt-/Umgangssprache. Das Otoko setsuyôshû reagiert somit auf einen wichtigen Paradigmenwechsel, der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts sowohl in sprachlicher und kultureller als auch in sozialer und ökonomischer Hinsicht abzeichnet. Es stellt mit seiner sprachreflexiven Metaebene, die von einem ausgeprägten Bewusstsein auf Seiten des Herausgebers für die Historizität von Sprache zeugt, den Prototyp des ersten japanischen kokugo jisho zu Beginn des 18. Jahrhunderts dar. Eine eingehende philologische und kulturhistorische Untersuchung soll die herausragende Bedeutung dieses Werkes erstmalig für die Forschung aufzeigen. Dafür soll der Originaltext durch eine textkritische Edition zunächst philologisch aufgearbeitet und mit annotierter Übersetzung, die gleichzeitig der Verifikation und Rekonstruktion der im 18. Jahrhundert aktualisierten „Wissensbestände“ dienen soll, in seiner ganzen Komplexität erstmals erschlossen werden. Dann soll ein Abgleich der Wortbestände mit dem „Urvater“ der Setsuyôshû-Tradierung, dem sog. Ekirinbon, verdeutlichen, welche Revisionen bzw. Aktualisierungen als Reaktion auf den angesprochenen Paradigmenwechsel vorgenommen worden sind. Schließlich gilt es den Produktions- und Rezeptionskontext des Werkes zu rekonstruieren, in dem die kompetitiven Verlegernetzwerke der Setsuyôshû-Produktion in Ôsaka erschlossen und der Stellenwert von „Wissen“ im Alltagsleben des 18. Jahrhunderts zu erschließen ist, d.h. letztendlich auch der Frage nachgegangen wird, inwieweit Sprache und Schrift zu einer wichtigen generativen Kraft in kulturellen, sozialen oder ökonomischen Prozessen im Sinne einer modernen „Wissensgesellschaft“ geworden sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, Japan
 
 

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