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Der wissenschaftliche Nachlass von Felix Somló

Fachliche Zuordnung Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft
Förderung Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 42717920
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Felix Somló (1878 bis 1920) gilt als der bedeutendste ungarische Rechtsphilosoph. Seine wichtigsten Schriften hat er in den Jahren von 1910 bis 1920 auf Deutsch verfaßt. Sein Hauptwerk, die „Juristische Grundlehre" von 1917, zählt heute zu den Standardwerken der Allgemeinen Rechtslehre bzw. der Rechtstheorie. Der wissenschaftliche Nachlaß Somlós wird in der Ungarischen Nationalbibliothek in Budapest verwahrt. Er besteht aus einem Tagebuch, Manuskripten und Briefen. Das Tagebuch enthält in erster Linie wissenschaftliche Reflexionen und Anmerkungen. Auch die Briefe dokumentieren über weite Strecke einen wissenschaftlichen Austausch. Die Handschriften sind zum Teil auf Deutsch, zum Teil auf Ungarisch verfaßt. Das Projekt erschließt den Nachlaß Somlós für das rechts- wie für das allgemeinphilosophische Fachpublikum im deutschen Sprachraum. Die Zweisprachigkeit der Schriften Somlós war immer schon ein Hindernis für ihre vollständige Rezeption. Dies gilt erst recht für den Nachlaß, der jenseits von Ungarn bisher gar nicht und in Ungam nur einseitig, d. h. unter Beschränkung auf die ungarischen Teile, für Forschungszwecke ausgewertet wurde. Nach Abschluß der Projektarbeiten ist nunmehr das Tagebuch Somlós in seinen wissenschaftlich relevanten Teilen vollständig erfaßt. Die auf Ungarisch verfaßten Abschnitte des Tagebuches wurden übersetzt. Aus der umfangreichen wissenschaftlichen und politischen Korrespondenz Somlós wurden die wissenschaftlich relevanten Briefe von und an Somló transkribiert und übersetzt. Eine mit einer umfangreichen Einleitung und mit Anmerkungen versehene Edition der Handschriften befindet sich in Vorbereitung. Die vorliegenden Materialien erlauben es, ein enges Netzwerk von gleichgesinnten Wissenschaftlern zu rekonstruieren, deren fachlicher Austausch Fragen der Philosophie, der Rechtswissenschaft und der Hochschulpolitik betraf. Anhand des Tagebuches und der Briefe läßt sich zudem die wissenschaftliche Entwicklung Somlós nachvollziehen. Das Tagebuch dokumentiert dabei insbesondere eine in der Fachwelt bislang kaum gewürdigte Hinwendung Somlös zu wertphilosophischen und logischen Ansätzen. Die Handschriften lassen des weiteren erkennen, daß das Ziel wissenschaftlicher Objektivität ein durchgehendes Leitmotiv von Somlós Schaffen war. Nur die wissenschaftstheoretische Fundierung dieses Leitmotivs variierte. Somló nahm seinen Ausgangspunkt bei einem evolutionistischem, von Spencer inspirierten Denken, war dann lange Zeit von der Philosophie Kants und des Neukantianismus beeinflußt und wandte sich schließlich der Wissenschaftslehre Bernard Bolzanos zu. Zugleich finden sich in den Handschriften viele bedeutende Anhaltspunkte für ein vertieftes Verständnis der analytischen Rechtstheorie Somlós und seines Rechtspositivismus. Aus der Korrespondenz ist besonders ein langer, bislang unveröffentlicher Brief des Somló-Schülers Julius Moor hervorzuheben, in dem Moor Somlós „Juristische Grundlehre" außerordentlich gründlich analysiert und kritisiert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Verlorene Spuren (Sammelrezension), Rechtsgeschichte 14 (2009), S. 224-226
    Andreas Funke
 
 

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