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Britische Streitkräfte in Deutschland. Besatzung und Stationierung in transnationaler Perspektive

Antragstellerin Dr. Bettina Blum
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426819063
 
Das beantragte Forschungsprojekt untersucht, welche sozialen und kulturellen Auswirkungen die Stationierung britischer Truppen in Deutschland über drei Generationen hinweg sowohl auf die etwa zwei Millionen Angehörigen der britischen Streitkräfte als auch auf die lokale Bevölkerung in Nordwestdeutschland hatte. Damit soll die vorherrschende Konzentration auf US-amerikanische Prägungen der bundesrepublikanischen Kultur und Gesellschaft ergänzt und erweitert werden um die Analyse der Bedeutung britischer Einflüsse. Ansätzen der transnationalen Geschichte folgend, sollen kulturelle Transfers und ‚Übersetzungen’ in ihrer Wechselwirkung untersucht werden. Im Fokus steht die Frage, inwieweit durch die Truppenstationierung beide Gesellschaften miteinander verflochten sind.Ausgehend von der Lebenssituation in den von hoher Autarkie geprägten Militärgemeinden (expatriate communities) werden die Begegnungsmöglichkeiten zwischen Angehörigen der britischen Streitkräfte und der lokalen Bevölkerung auf unterschiedlichen sozialen Ebenen untersucht, sowie die Art und Weise, in der auf ‚fremde’ kulturelle Phänomene mit Akzeptanz oder Vereinnahmung, aber auch mit Abwehr und Segregation reagiert wurde. In besonderer Weise geraten die Akteurinnen und Akteure in den Blick, die zwischen den Kulturen vermittelten. Besonders beachtet werden muss, dass die Transfers nicht nur Übertragungen von ‚deutschen’ oder ‚britischen’ kulturellen Phänomenen beinhalteten, sondern auch die von der militärischen in eine zivil geprägte Welt und vice versa. Daher ist zu analysieren, wie unterschiedliche Erfahrungen von Krieg und Frieden übersetzt werden konnten und welche Probleme und Möglichkeiten der Verständigung es zwischen den militärisch organisierten expatriates und der zivilen lokalen Bevölkerung gab. Die Forschungsergebnisse werden in Beziehung zu Studien zu anderen Besatzungs- und Stationierungsstreitkräften gesetzt, um herauszufinden, welche Spezifika die britische Truppenstationierung in Deutschland aufwies.Das Forschungsprojekt zeichnet aus, dass es im Gegensatz zu den meisten Studien zu alliierten Stationierungsstreitkräften in Deutschland deutsche und britische Perspektiven gleichberechtigt und in ihrer Wechselwirkung untersucht. Schwerpunktmäßig wird die Zeit von der Gründung der Bundesrepublik bis zum Truppenabzug im Gebiet der ehemaligen britischen Zone analysiert. Deutsche und britische archivalische Quellen, bisher unzugängliche Quellen aus Privat- und Regimentsbesitz, audiovisuelle Medien sowie eigene Interviews mit Deutschen und Briten werden mit der Methode Grounded Theory ausgewertet. Ein großer Teil der Quellen liegt durch das von mir geleitete abgeschlossene Ausstellungsprojekt „Briten in Westfalen“ bereits vor. Die breite wissenschaftliche und gesellschaftliche Resonanz auf die Ausstellung hat die Bedeutung der Forschung zu deutsch-britischen Beziehungen aufgezeigt. Dies gewinnt durch den Truppenabzug und die Vorbereitungen auf den Brexit weiter an Relevanz.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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