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Der „Himmel als Tempel“: Astronomisch-kosmologische Motive in den Sabbatopferliedern von Qumran im synchronen und diachronen Kontext
Antragstellerin
Professorin Dr. Beate Ego
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424565043
Die fragmentarisch erhaltenen 13 Sabbatopferlieder aus Qumran, entstanden in hellenistischer Zeit, haben den Gottesdienst der Engel in der himmlischen Welt zum Gegenstand – sei es, dass die Engelwesen zum Lobpreis Gottes aufgefordert werden oder dass Aussagen über den himmlischen Gottesdienst im Sinne einer Art „Lobschilderung“ erfolgen. Seit der Publikation der Texte müht sich die Forschung nach einer sinnvollen Deutung dieser Überlieferung. Dabei war es im Wesentlichen die Idee einer „Kultusgemeinschaft von Engeln und Menschen“, die – in unterschiedlicher Akzentuierung – für die Deutung der Texte bestimmend wurde. Der Rezitation dieser Texte sollte die Aufgabe zukommen, mittels der imaginären Teilhabe der Beter an einem himmlischen Gottesdienst den fehlenden Jerusalemer Tempelkult zu ersetzten. Aufgrund der Dominanz dieses Forschungsansatzes standen andere Interpretationsansätze – insbesondere der Versuch, die Lieder mit kosmologischen Aussagen zu verbinden – bislang eher am Rande des Interesses. Da das Motiv einer Kultusgemeinschaft für die Sabbatopferlieder hinterfragt werden muss, weil es in diesen Texten selbst nicht formuliert wird, sondern vielmehr von außen für eine Interpretation herangetragen wurde, stellt eine plausible Deutung der Lieder nach wie vor ein Forschungsdesiderat dar. Das vorliegende Projekt hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, eine Neuinterpretation der Sabbatopferlieder zu erarbeiten. Der Ausgangspunkt hierfür bildet die These, wonach die Sabbatopferlieder astronomisch-kosmologische Motive enthalten. In diesem Kontext ist der Tempel als Himmelsraum und die beschriebenen Lichtphänomene als Sterne zu deuten. Vor dem Hintergrund, dass auch späte Psalmen wie z.B. Ps 19 oder Ps 148 das Gotteslob mit astrologisch-kosmologischen Vorstellungen verbinden, ist für eine solche Interpretation ein plausibler traditionsgeschichtlicher Rahmen gegeben. Um einen solchen Zugang zu den Liedern und dem entsprechenden Weltbild weiter auszuloten und zu konkretisieren, darf das Motiv aber nicht – wie bislang in der Forschung geschehen – isoliert betrachtet, sondern muss sowohl traditionskritisch als auch werkimmanent kontextualisiert werden. Deshalb sollen in einem ersten Schritt die astronomisch-kosmologischen Motive der Texte gesammelt und in den breiteren Kontext der biblischen und antikjüdischen Literatur und ihrer Bezugstexte gestellt werden. Einem zweiten Teil des Projektes wird dann die Aufgabe zukommen, das Motiv im Gesamtkontext der Sabbatopferlieder und in Relation zu anderen zentralen Motiven wie „Tempelkult und Opfer“, „Angelologie“ sowie „Liturgie und Hymnus“ zu positionieren. Vor diesem Hintergrund ist dann erneut nach dem „Weltbild“ der Lieder, ihrer Aussageabsicht und nach den Implikationen für das Selbstverständnis ihres Trägerkreises sowie nach ihrem historischen und theologiegeschichtlichen Kontext im Rahmen der Literatur des Alten Testaments und der außer-biblischen frühjüdischen Quellen zu fragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen