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Perzeptuelle und kognitive Kontrolle auditiver Distraktion
Antragsteller
Professor Dr. Florian Kattner
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421966099
Kognitive Leistungen wie der Abruf aus dem Kurzzeitgedächtnis werden durch irrelevanten Schall wie Sprache beeinträchtigt. Im Duplex-Mechanismus-Modell auditiver Distraktion wird die Interferenz zeitlich veränderlicher (changing-state) Schalle mit dem seriellen Erinnern (Interferenzeffekt) von einer generellen Ablenkung von Aufmerksamkeitsressourcen durch abweichende Schalle (Devianzeffekt) unterschieden. Es zeigte sich, dass der Devianzeffekt, im Gegensatz zum stärker automatischen Interferenzeffekt, durch gesteigerte kognitive Kontrolle verringert werden kann. Allerdings fanden wir auch, dass gesteigerte auditive perzeptuelle Kontrollmechanismen mit verringerter Interferenz durch changing-state-Schalle zusammenhängen. In diesem Projekt soll untersucht werden, ob den beiden Formen auditiver Distraktion durch ein gezieltes Training der perzeptuellen bzw. kognitiven Kontrollfähigkeiten entgegengewirkt werden kann. Basierend auf den Ergebnissen eines Pilotexperiments vermuten wir, dass der Interferenzeffekt durch ein Training mit einer dichotischen Höraufgabe moduliert werden kann, in der irrelevante auditive (sprachliche) Informationen unterdrückt werden müssen. Der Transfer eines mehrtägigen Trainings der perzeptuellen Kontrolle auf die beiden Formen auditiver Distraktion wird anhand einer seriellen und nicht-seriellen verbalen Kurzzeitgedächtnisaufgabe in einem Prä-Post-Design bestimmt. Nach dem Duplex-Mechanismus-Modell wird erwartet, dass die trainingsinduzierten Verbesserungen der perzeptuellen Kontrolle zu einer Reduktion des Interferenzeffekts beim seriellen Erinnern, nicht aber zu einer Reduktion des Devianzeffekts führt (Studie 1). Da der Devianzeffekt stärker von kognitiver Kontrolle abhängt, wird außerdem erwartet, dass dieser Form auditiver Distraktion durch ein kognitives Training entgegengewirkt werden kann. Zur Minderung des Devianzeffekts sollen Versuchspersonen darum in einer auditiven Arbeitsgedächtnisaufgabe trainiert werden (n-back), durch die zentrale Funktionen exekutiver Kontrolle (z.B. Aktualisieren und Überwachen von Arbeitsgedächtnisinhalten) gestärkt werden können. Es wird erwartet, dass sich ein kognitives Training auf den Devianzeffekt in seriellen und nicht-seriellen Gedächtnisaufgaben auswirkt, nicht aber zu einer Reduktion des Interferenzeffekts beim seriellen Erinnern führt (Studie 2). Des Weiteren soll im Rahmen dieses Projekts untersucht werden, ob die teils inkonsistent berichteten Altersunterschiede hinsichtlich auditiver Distraktion durch eine geringere Arbeitsgedächtniskapazität (z.B. Operation Span) oder durch geschwächte inhibitorische Kontrollmechanismen (z.B. Flankierungseffekt) älterer Erwachsener zu erklären ist. Wenn Interferenzeffekt stärker mit perzeptueller Kontrolle, der Devianzeffekt dagegen stärker mit kognitiver Kontrolle verbunden ist, dann sollten entsprechende altersabhängige Einbußen mit einer stärkeren Auspägung des jeweiligen Effekts auditiver Distraktion verbunden sein (Studie 3).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Wolfgang Ellermeier, Ph.D.