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Diversifizierung von Familienleben: Art- und Geschlechtsunterschiede im Brutpflegeverhalten entlang eines Abhängigkeitsgradienten des Nachwuchses von der elterlichen Brutpflege
Antragstellerin
Professorin Dr. Sandra Steiger
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421285903
Die Evolution von Familienleben führt zur Entstehung eines neuen sozialen Umweltfaktors: Eltern und Kinder treffen aufeinander und interagieren miteinander. Als Folge dieser Interaktionen passen sich die Merkmale der Eltern an die soziale Umwelt an, die von ihren Kindern generiert wird und die Kinder an die soziale Umwelt, die von den Eltern erzeugt wird. Die Theorie sagt vorher, dass solche koevolutionären Rückkopplungsschleifen in einer zunehmenden Abhängigkeit der Nachkommen von der Brutpflege resultieren können und auch die Diversifizierung von Brutpflegeverhalten begünstigen können. Da uns jedoch bisher passende Modellsysteme fehlten, bei denen nah verwandte Arten eine unterschiedliche Abhängigkeit von der elterlichen Brutpflege aufweisen, wissen wir momentan nur wenig darüber, wie das Verhalten von Eltern und Kindern nach der Entstehung und während der Konsolidierung des Familienlebens diversifiziert. Wir schlagen hier vor, von einem idealen Modellsystem, dem Totengräbersystem (Nicrophorus), Gebrauch zu machen. Bei diesem konnten wir vor kurzem aufdecken, dass sich die Larven von nah verwandte Arten stark in ihrer Abhängigkeit von der elterlichen Brutpflege unterscheiden. Das Ziel dieses Projekts ist es eine vergleichende Verhaltensstudie durchzuführen, um zu ermitteln, wie sich das Verhalten von Eltern und Kindern zwischen den Arten unterscheiden und ob diese Unterschiede mit der Abhängigkeit der Art verknüpft sind. Reagieren zum Beispiel Eltern abhängiger Arten stärker auf eine sich verändernde Brutgröße? Wir werden sowohl väterliches als auch mütterliches Verhalten betrachten, um zu testen, ob die koevolutionären Rückkopplungsprozesse die Verhaltensweisen von beiden Elternpaaren beeinflussen und welche Auswirkung dies auf den sexuellen Konflikt über den elterlichen Aufwand hat. Da in der Vergangenheit oftmals gezeigt wurde, dass Brutpflegeverhalten über Hormone reguliert wird, werden wir auch die Juvenilhormonprofile zwischen den Arten vergleichen. Unsere Daten werden neue grundlegende Einblicke in die Evolution und Diversifizierung von Familienleben gewähren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen