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Mechanismen der Panelkonditionierung in Längsschnittbefragungen: Reflektion, Satisficing und soziale Erwünschheit
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Claudia Dalbert, seit 1/2022; Privatdozent Dr. Henning Silber; Dr. Bernd Weiß
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418316085
Längsschnittbefragungen sind eine der bedeutendsten Methoden der empirischen Sozialwissenschaften, weil durch sie stabile und sich verändernde gesellschaftliche Muster beobachtet, gesellschaftliche Theorien getestet und evidenzbasierte politische Empfehlungen abgeleitet werden können. Panel-Konditionierungseffekte (PKE), d. h. Änderungen des tatsächlichen Verhaltens, der Einstellungen oder des Wissens oder Änderungen des Antwortverhaltens infolge früherer Umfrageteilnahmen gefährden die wichtigsten Ziele der Längsschnittforschung: Die zuverlässige Messung von Stabilität und Veränderung. Die Forschungslücke im Bereich PKE existiert aufgrund fehlender Studien, die kausale Schlussfolgerungen ermöglichen. Um insbesondere die Mechanismen von PKE zu verstehen und Mittel zur Verminderung des Messfehlers aufgrund von PKE vorzuschlagen, ist es notwendig, ein experimentelles Untersuchungsdesign zu verwenden. Deshalb schlagen wir ein innovatives Studiendesign vor, das ein 2 X 6-Faktorenexperiment sowie ein 2-Faktorenexperiment umfasst. Der erste Faktor manipuliert die Häufigkeit der Beantwortung der identischen Fragen (ein bis sechsmal) und der zweite Faktor variiert das Messintervall (2 Monate und 4 Monate zwischen den Befragungen). Dieses Studiendesign wird in zwei bestehende Panelbefragungen integriert: erstens im GESIS Panel, einer offline mit einem zufallsbasierten Verfahren rekrutierten mixed-mode (online und postalisch) Panel-Befragung und zweitens in einer Online Access Panelbefragung. Also Schwerpunktmodus wurde online gewählt, weil dieser Modus für Panelbefragungen immer wichtiger wird. Das übergeordnete Ziel des vorgeschlagenen Projekts ist es, den Einfluss (d. h. die Effektstärke) von PKE und die PKE-Mechanismen zu verstehen, um auf Grundlage dieses erweiterten theoretischen und empirischen Wissens Empfehlungen für die Umfragepraxis zu entwickeln. Das Projekt umfasst drei Kernziele. Das erste Ziel besteht darin, zwischen verschiedenen PKE-Mechanismen zu unterscheiden: Veränderungen in berichtetem Einstellungen, Verhalten und Wissen durch Reflektion, Survey Satisficing und soziale Erwünschtheit. Das zweite Ziel besteht darin, die Effektstärke von PKE zu identifizieren in Bezug auf a) Fragetypen, die in sozialwissenschaftlichen Umfragen am häufigsten vertreten sind (Einstellungen, Verhalten und Wissen), b) Häufigkeiten der Befragung mit identischen Fragen und c) Zeitintervalle zwischen den Befragungen mit identischen Inhalten. Das dritte Ziel ist es, Korrekturmethoden als Empfehlungen für die Praxis vorzuschlagen. Diese Empfehlungen werden dazu beitragen, die Messgenauigkeit für verschiedene Fragetypen zu erhöhen. Das Projekt wird einen entscheidenden Einfluss auf die evidenzbasierte Umfragepraxis haben, da es umfangreichen Längsschnittuntersuchungen mit weitreichenden und politikrelevanten Implikationen helfen wird potenzielle Messfehler zu berücksichtigen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Bella Struminskaya
Ehemaliger Antragsteller
Professor Dr. Michael Bosnjak, bis 12/2021