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Mission und dekoloniale Perspektive. Der Erste Weltkrieg als Auslöser eines globalen Prozesses
Antragsteller
Privatdozent Dr. Ulrich van der Heyden
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416096625
Es ist gelungen, Vertreter verschiedener Forschungsfelder und -disziplinen zusammenzuführen. Der vorgesehene Band wird ein verbessertes Verständnis der Geschichte von christlicher Mission und der Herausbildung von unabhängigen Kirchen als wichtige Voraussetzungen und Bestandteile der Geschichte des Dekolonisierungsprozesses im 20. Jahrhundert ermöglichen. Denn der Erste Weltkrieg war nicht nur ein globales Ereignis aus militärhistorischer Perspektive, sondern hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die Missionstätigkeit in Außereuropa. Führte zumeist noch weißes Personal die Missionskirchen, begann mit dem Weltkrieg vielerorts eine Entwicklung, in der "Einheimische" verantwortungsvolle Positionen einnahmen. Einher ging dieser Prozess mit einer "Nationalisierung" von Kirchenorganisationen und einer Verselbstständigung der Missionsgebiete. Gleichzeitig zu dieser diversifizierenden Entwicklung der verschiedenen christlichen Missionsunternehmungen traten verstärkt nicht-christliche Missionsinitiativen in den noch europäisch kolonisierten Regionen auf und wurden ebenso global tätig.Die für den Sammelband vorgesehenen Beiträge gehen der Frage nach, inwiefern der Erste Weltkrieg tatsächlich als dieser Einschnitt gelten kann. Das vorgesehene und erreichte Konferenziel, das mit dem vorgesehenen Band bekräftigt werden soll, zeigt die Entwicklungen während der Kriegszeit und in der Nachkriegszeit auf und fügt eine Geschichte der langen Entwicklung ein, die den sichtbar werdenden, dekolonialen Prozessen vorgelagert und vorausgesetzt war. Denn schon seit dem neunzehnten Jahrhundert waren, wie in mehreren Beiträgen exemplarisch belegt wird, junge Männer und Frauen ausgebildet worden und übernahmen Verantwortung in den noch sehr nach kolonialen Formen organisierten Missionskirchen. In dieser Zeit entstanden Organisationsstrukturen und ein intellektuelles Potenzial, das sich in und nach den Kriegsjahren besonders entwickeln konnte. Die einzelnen Beiträge machen in unterschiedlich starkem Maße und mit Beispielen aus verschiedenen Regionen Afrikas und Asiens deutlich, dass die Zeit des Ersten Weltkriegs als Übergangsperiode zu betrachten ist, weil in der Folgezeit in vielen von ganz unterschiedlichen Konfessionen und Kolonialmächten dominierten Missionsgebieten die Nationalkirchen avant la lèttre entstanden – wobei die Nationen und nationalen Staatswesen als Entsprechung weitestgehend (noch) fehlten. Diese Neubildungen standen teilweise in Kommunikation miteinander, weswegen Transferprozesse und das globale Ausmaß dieser Entwicklungen nicht unberücksichtigt bleiben.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen