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Stimmstereotype gegenüber Frauen und Männern unterschiedlicher sexueller Orientierungen: Eine Kombination aus produktionsbezogenen und perzeptiven Ansätzen

Antragsteller Dr. Sven Kachel
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415928944
 
Stimmstereotype bezüglich sexueller Orientierungen sind weit verbreitet und werden etwa durch Darstellungen in den Medien perpetuiert (z.B. Schwule näseln). Studien im Rahmen produktionsbezogener Ansätze untersuchen die Korrektheit von Stimmstereotypen, indem sie auf akustische Unterschiede zwischen Sprecher*innen fokussieren. Sie gehen der Frage nach, ob und in welchen Stimmmerkmalen sich Schwule und heterosexuelle Männer unterscheiden – seltener beziehen sie sich auf Frauen. Die bisherige Evidenz solcher Studien ist inkonsistent. Unsere eigenen Vorarbeiten liefern Hinwiese auf die Bedeutung von Kontextfaktoren. Ziel 1 des vorliegenden Forschungsvorhabens ist es, die inkonsistente Befundlage aufzuklären, indem sprachbezogene (z.B. Textthema) und situative Kontextfaktoren (z.B. Geschlecht der Gesprächspartner*innen) systematisch untersucht und mit Merkmalen männlicher wie weiblicher Sprecher*innen in Beziehung gesetzt werden (z.B. selbstzugeschriebene Maskulinität/Femininität). Studien im Rahmen perzeptiver Ansätze untersuchen den Inhalt von Stimmstereotypen, indem sie von Hörer*innen abgegebene Einschätzungen der sexuellen Orientierung mit Stimmmerkmalen der Sprecher*innen korrelieren. Um deren ebenfalls inkonsistente Befundlage zu erhellen, soll unter Ziel 2 ein experimentelles Vorgehen zur auditiven Wahrnehmung der sexuellen Orientierung genutzt werden. Dabei wird Voice Morphing als neue Methode in dieses Forschungsfeld eingeführt und untersucht, welche Stimmparameter welchen Beitrag zur Einordnung sexueller Orientierungen leisten. Beispielsweise werden ausgewählte akustische Parameter (z.B. Grundfrequenz) heterosexueller Stimmen in verschiedenen Abstufungen in diejenigen lesbischer/schwuler Stimmen überführt, wobei die übrigen akustischen Parameter konstant gehalten werden. Anschließend schätzt eine Stichprobe von Hörer*innen die sexuelle Orientierung und die Maskulinität/Femininität der erzeugten Stimuli ein. Durch die Kombination produktionsbezogener und perzeptiver Ansätze lassen sich mögliche Diskrepanzen zwischen Ausdruck (Sprecher*innen) und Wahrnehmung (Hörer*innen) der sexuellen Orientierung identifizieren. Zudem wird die auditive Wahrnehmung der sexuellen Orientierung realitätsgetreu als kommunikativer Akt konzeptualisiert. Auf dieser Basis soll unter Ziel 3 eine Metaanalyse aller vorliegenden, thematisch relevanten Befunde durchgeführt und das Expression and Perception of Sexual Orientation Model erweitert werden, welches der Erstantragsteller in seiner Dissertation entwickelt hat. Übergeordnetes Ziel des vorliegenden Forschungsantrags ist es, zu erklären, unter welchen Bedingungen stereotype Sprechweisen zur Markierung von sexuellen Orientierungen genutzt werden und welche Stimmparameter den Eindruck einer bestimmten sexuellen Orientierung bewirken. Dadurch können in der Praxis Ansatzpunkte für eine evidenzbasierte Antidiskriminierungsarbeit wie auch für logopädisch-sprachtherapeutische Interventionen etabliert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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