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Die Rechtfertigung von Repression in autoritären Regimen der arabischen Welt: Offizielles Framing und dessen Zielgruppen
Antragstellerin
Dr. Maria Josua
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415741057
Die Autoritarismusforschung analysiert in ihrer Untersuchung von Regimestabilität Legitimation und Repression als getrennte Strategien. Jedoch wird auch in autoritären Staaten oftmals die gewaltsame Unterdrückung politischer Gegner gegenüber verschiedenen Adressaten gerechtfertigt. Dies führt zu komplexen Interaktionen von Legitimation und Repression, die die Forschung bislang kaum beachtet. Das Projekt beleuchtet diesen Aspekt autoritärer politischer Kommunikation mithilfe des Framing-Ansatzes und fragt, wie Repression in autoritären Regimen gerechtfertigt wird, weshalb spezifische Rechtfertigungen im Kontext der Arabischen Aufstände gewählt und wie sie von Adressaten aufgenommen wurden.Zwei qualitative Fallstudien aus der arabischen Welt, Tunesien und Marokko, werden in einem strukturiert-fokussierten Vergleich untersucht. Diese Staaten waren Ende 2010 und Anfang 2011 mit ähnlichen Protesten konfrontiert und reagierten mit Repression, die jeweils unterschiedlich gerechtfertigt wurde. Als Methoden kommen Framing- und Inhaltsanalyse sowie Process Tracing, Feldforschung mit Archivarbeit und semi-strukturierten Interviews zum Einsatz.Aus einem eigens entwickelten konzeptionellen Framework zur Analyse von Rechtfertigungen von Repression werden zunächst Hypothesen abgeleitet. In der empirischen Untersuchung wird die Repressionsgeschichte von 2001 bis 2010 in beiden Ländern in Bezug auf verschiedene Zielgruppen und Regionen in einem Datensatz rekonstruiert. Die Analyse von Repression durch die Exekutive wird ergänzt durch Untersuchungen der Rechtfertigung von neuer, weitreichender Antiterrorgesetzgebung und der Rechtfertigungen in Gerichtsprozessen und -urteilen gegen Dissidenten. Die Repressionsgeschichte bildet den historischen Rahmen für die Prozessanalyse von Rechtfertigungen für gewaltsames Vorgehens der Sicherheitskräfte während der Proteste anlässlich des Arabischen Frühlings. Die kausalen Faktoren für die Wahl spezifischer Rechtfertigungen stehen dabei im Zentrum. Auch wird die Rezeption der Rechtfertigungen auf Seiten der Protestierenden anhand von deren Gegen-Framing untersucht sowie allgemein bei verschiedenen nationalen und internationalen Zielgruppen.Das Projekt ist in mehrfacher Hinsicht innovativ: es erkundet erstmals systematisch die Rechtfertigung von Repression und stellt ein heuristisches Modell zur Verfügung, das auch in anderen Kontexten Anwendung finden kann. Dies bereichert sowohl die Repressions- als auch die Protestforschung. Die erstmals Exekutive, Legislative und Judikative zugleich umfassende Analyse von Repression ermöglicht es gegenseitige Wechselwirkungen herauszuarbeiten und geht über bestehende Ansätze hinaus. Zudem erhält die Autoritarismusforschung durch den Framing-Ansatz und die Berücksichtigung nationaler und internationaler Adressaten dynamische Impulse. Insgesamt eröffnet das Vorhaben eine neue, vielschichtige Perspektive darauf, wie Repression zum Erhalt autoritärer Herrschaft beiträgt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Irland, Kanada, USA
Mitverantwortliche
Dr. André Bank; Mirjam Edel; Kressen Thyen; Dr. Holger Zapf
Kooperationspartner
Professor Dr. Alexander Dukalskis; Professor Dr. Merouan Mekouar; Professor Sean Yom, Ph.D.