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Sakralraumtransformation im säkularen Kontext am Beispiel hybrider Räume. Kartierung, Ermittlung leitender Logiken und Kriterienfindung in Leipzig
Antragsteller
Professor Dr. Alexander Deeg
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387623040
Teilprojekt 2 untersucht Umnutzungen und Nutzungserweiterungen von Kirchengebäuden im Raum Leipzig, führt damit die bislang primär auf westdeutsche Regionen konzentrierte Forschung zu Sakralraumtransformationen weiter und ermöglicht im konkreten Vergleich mit dem westdeutschen Untersuchungsraum Aachen innerhalb der FOR eine Situationswahrnehmung, die zu rasche und dichotome Kategorisierungen (Ost-West; evangelisch-katholisch) unterläuft. Die Kartierung der Umnutzungsprozesse geschah auf der Grundlage einer gegenüber dem Erstantrag erweiterten geografischen Orientierung, so dass der Untersuchungsraum sowohl die Städte Leipzig, Halle und Merseburg als auch unterschiedliche ländliche Räume, zwei Landeskirchen und zwei Bistümer umfasst. Es wurden rund 140 Fälle von Umnutzungen, Wieder- und Neunutzungen (nicht selten durch Kirchbau- oder Kulturvereine), Nutzungserweiterungen, Spezialisierungen und Neubauten erfasst. In der ersten Projektphase wurde die Forschungshypothese der hybriden Nutzung im interdisziplinären Gespräch weiter profiliert und ein funktional-deskriptiver Hybriditätsbegriff erarbeitet, der eine Einordnung unterschiedlicher räumlicher Realisierungen (Simultaneität, Separierung, Anlagerung, Ablösung) ermöglicht. Die vertiefenden Fallstudien basieren auf raum- und architektursoziologischen Einsichten zum Wechselverhältnis von Raum und Akteuren bzw. Nutzung; sie kombinieren Befragungen, teilnehmende Beobachtungen, Artefakt- und Raumanalysen sowie die Sichtung medialer Wahrnehmungen. Auf der Grundlage der bisherigen Forschungen geht es in der beantragten zweiten Projektphase vor allem um (1) die weitere Explizierung der Hybriditätstypologie im Blick auf leitende Raumlogiken, (2) die Wahrnehmung und Beschreibung von Aushandlungsprozessen der Akteur:innen, (3) die verstärkte Einbeziehung der Nutzer:innen-Perspektive und (4) die transdisziplinäre Konkretion. Im Blick auf die Arbeit in der gesamten FOR liegen die Aufgaben der zweiten Projektphase vor allem in der (1) ‚Verkomplizierung‘ der Ost-West-Differenzen und der konfessionellen Unterscheidungen, (2) Einzeichnung der Sakralraumdiskurse in grundlegende kirchentheoretische Überlegungen, (3) Entwicklung einer ‚Kriteriologie‘ für gelingende Prozesse der Transformation und (4) Beschreibung von Praktiken des Sakralen. Teilprojekt 2 wird in der zweiten Projektphase die bereits begonnenen Fallstudien fortsetzen (die u.a. wegen des durch Corona eingeschränkten Feldzugangs in der ersten Projektphase noch nicht abgeschlossen werden konnten), ein noch in der ersten Projektphase stattfindendes Symposium zur Universitätskirche St. Pauli (6./7. Februar 2023) auswerten, eine Typologie von Sakralraumtransformationen im inter- und intradisziplinären Dialog der FOR entwerfen, die genannte ‚Kriteriologie‘ erarbeiten und in transdisziplinären Kontexten erproben.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen