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Medienpathologien II. Kritik und Ästhetik der Digitalisierung im Spiegel des Diskurses über digitales Lesen
Antragsteller
Professor Dr. Nicolas Pethes
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Theater- und Medienwissenschaften
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 413497789
Das Projekt plant, die Erforschung kritischer Diskurse über neue Medien und die ihnen impliziten ästhetischen Konzepte, die im Rahmen der ersten Projektphase für das späte 18. und frühe 20. Jahrhundert untersucht wurden, bis zu gegenwärtigen Debatten über digitale Unterhaltungs- und Lektüreformate weiterzuverfolgen. Geplant ist keine chronologische Vervollständigung, sondern eine Fokussierung des Diskurses über Digitalisierung hinsichtlich seiner Kontinuitäten und Brüche gegenüber medienpathologischen Topoi der Vergangenheit. Zuschreibungen schädlicher Medienwirkungen haben zuletzt zugenommen, nachdem die Corona-Pandemie als Katalysator für die Ausbreitung digitaler Technologien wahrgenommen wurde und dadurch Themen wie dem digitalen Lernen in Schulen, aber auch der Verlagerung des sozialen Lebens ins Internet verstärkte Aufmerksamkeit zukam. Ausgehend von der Beobachtung, dass medienkritische Diskurse die umfassende Verbreitung digitaler Medien als einen Umbruch deuten, der in seiner Reichweite mit der Einführung des Buchdrucks vergleichbar ist und zugleich die Relevanz des Buches gefährdet, wird sich das Projekt insbesondere auf Debatten konzentrieren, die die Folgen des Medienwandels für Lesen und Literatur in den Blick nehmen und vor einem tiefgreifenden Kulturwandel warnen. Zunächst plant das Projekt kritische Diskurse über die Etablierung einer digitalen Kultur mediendiskursgeschichtlich einzuordnen und dabei Debatten über Computerspielabhängigkeit sowie das exzessive Streamen (‚bingen‘) von TV-Serien exemplarisch zu berücksichtigen. Für die Projektperspektive von besonderem Interesse ist dabei die Diskussion über Spiele und Serien als neue erzählende Konkurrenzmedien mit großem immersivem Potential. Im Sinne der übergreifenden Projekthypothese, dass medienpathologische Zuschreibungen in ihrer kritischen Perspektive auf die gefährlich intensiven Medienwirkungen aber immer auch das ästhetische Potential der betreffenden Technologien beleuchten, wird das Projekt als Fluchtpunkt der Digitalisierungsdebatte die Diskurse über Bildschirmlektüre bzw. über die Transformationen der Literatur im ‚digitalen Zeitalter‘ in den Blick nehmen. Gezeigt werden soll, wie sich in der Diskussion über die Folgen eines an digitale Lesemedien gebundenen surface readings gegenüber einem buchförmigen und bildungsrelevanten deep reading sowohl die medientechnologischen als auch die ästhetischen Referenzen des medienkritischen Diskurses verschieben. Die fundamentale Kritik digitalen Lesens ist zugleich gebunden an eine Aufwertung der intensiven Lektüre belletristischer Texte in Papierform. Diskurse über Lesen und Literatur, auch in literarischen Texten selbst, will das Projekt als wesentlichen Teil medienreflexiver und -kritischer Diskurse in den Blick nehmen, zum einen sollen dabei Debatten über die Auswirkungen digitaler Medientechnologien auf aktuelle Literaturkonzepte und zum anderen die Reflexion digitaler Medien in der Gegenwartsliteratur untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen