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Steigendes Meer, sinkendes Land: Bestimmung hochaufgelöster Subsidenzraten für das Ayeyarwady-Delta (Myanmar) und Entwicklung dynamischer Anpassungsszena-rien für das zunehmende Überschwemmungsrisiko
Antragstellerinnen / Antragsteller
Privatdozent Dr. Dominik Brill; Professor Dr. Helmut Brückner; Professorin Dr. Frauke Kraas
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Humangeographie
Humangeographie
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411257639
Gemäß den neuesten moderaten IPCC-Projektionen wird der mittlere globale Meeresspiegel bis 2100 um 0,32–1,01 m steigen. In Megadeltas, wo Isostasie und Kompaktion die Sedimentation übersteigen, sind außergewöhnliche Raten des Meeresspiegelanstiegs (MSA) zu verzeichnen. Im wenig untersuchten Ayeyarwady-Delta (Myanmar) führt der lokale MSA zur Überflutung niedriger Gebiete, während Monsunhochwasser und Sturmfluten deutlich größere Teile des Deltas betreffen. Die katastrophalen Auswirkungen jüngster Ereignisse verdeutlichen die Folgen der begrenzten Kenntnis zu Überflutungsgefahren im Ayeyarwady-Delta, wo großes Katastrophenrisiko auf ein hohes Maß an Exposition und begrenzte Resilienz trifft. Zusammenhänge zwischen Meeresspiegel, Überflutungen und gesellschaftlichen Eingriffen als Grundlage für Gegenmaßnahmen und zukünftige Risiko-Governance wurden daher bereits im 2019 bewilligten Erstantrag untersucht. Dessen Umsetzung wurde durch Covid-19 und den Staatsstreich in Myanmar im Februar 2021, der Feldarbeiten bis heute unmöglich macht, erheblich erschwert. Trotzdem wurden durch den Einsatz von Fernerkundung wichtige Erkenntnisse hinsichtlich Gefährdung, Verwundbarkeit und Risiko durch Hochwasser im Ayeyarwady-Delta erbracht. Um nachhaltige Maßnahmen gegen das zunehmende Hochwasserrisiko im Delta zu entwickeln, sind jedoch zusätzliche Erkenntnisse über steuernde Faktoren des relativen MSA und über wirksame Anpassungsstrategien unerlässlich. Dies ist der Schwerpunkt unseres Folgeantrags, der erstmals systematisch den Beitrag von Subsidenz zum lokalen MSA sowie tragfähige Strategien zur Verringerung des Katastrophenrisikos für das Delta untersuchen wird. Bisher wurde Subsidenz im Ayeyarwady-Delta nur lokal ermittelt und ihr Beitrag zum relativen MSA basiert auf vagen Schätzungen, obwohl Subsidenz ein wichtiges Bindeglied zwischen dem natürlichen Deltasystem und gesellschaftlichen Aktivitäten ist. Um Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und der Verringerung oder potentiellen Erschaffung von Katastrophenrisiken besser zu verstehen, sind hochaufgelöste Subsidenzdaten essentiell. Sie bilden die Grundlage für risikosensitive Entwicklungsstrategien, welche durch Methoden der szenariobasierten Planung und der Ko-Kreation von Wissen unter Einbeziehung lokaler und internationaler Experten entwickelt werden sollen. Das ist unabdingbar, um Siedlungen und wirtschaftliche Funktionen des Deltas für zukünftige Generationen zu erhalten. Daher ist das Ziel des Folgeantrags, das Überflutungsrisiko im Ayeyarwady-Delta durch (i) Bereitstellung hochaufgelöster Subsidenzdaten, (ii) Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen relativem MSA und anthropogenen Aktivitäten und (iii) Entwicklung dynamischer Anpassungspfade für ein nachhaltiges Hochwassermanagement weiter zu verringern. Der ganzheitliche Ansatz von der Identifikation der MSA-Treiber bis zur Entwicklung von Anpassungspfaden kann als Muster dienen, das sich auch auf andere Megadeltas anwenden lässt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen