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Performative Konfigurationen der Projektionskunst in der populären Wissensvermittlung. Medienarchäologische Fallstudien zur Geschichte der Gebrauchsmedien und des Screen
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Claudine Moulin; Professorin Dr. Yvonne Zimmermann
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411210008
Das Projekt betreibt Grundlagenforschung zur Geschichte der zeitbasierten Gebrauchsmedien. Ziel ist die Erforschung der historischen Projektionskunst als visuelles und performatives Massenmedium zur populären Wissensvermittlung im 'langen' 19. Jahrhundert. Die populäre Wissensvermittlung avancierte im 19. Jahrhundert zum dominanten Verwendungsgebiet der Projektionskunst und etablierte die Projektion von Bildern auf der Leinwand bzw. dem Bildschirm (screen) als Kulturtechnik. Als Gebrauchsmedium wurde die Projektionskunst dazu eingesetzt, vielfältige Sujets aus allen Wissensgebieten anschaulich zu vermitteln und Bildungsangebote attraktiv zu gestalten. Zeitgenössisch galt die Projektionskunst als die ideale Verbindung von Belehrung und Unterhaltung.Zielsetzung und Forschungsdesign des Projekts gehen von der These der Performativierung der populären Wissensvermittlung durch die Projektionskunst aus, die in vielfältigen performativen Konfigurationen realisiert wurde und die Entwicklung der modernen zeitbasierten AV-Medien zur Wissensvermittlung maßgeblich geprägt hat. Zur Untersuchung der Projektionskunst als Aufführungsereignis wird ein medienarchäologischer Ansatz verfolgt, der drei weit verbreitete Dispositive der Projektionskunst exemplarisch in den Blick nimmt und als signifikante Ausprägungen der Performativierung populärer Wissensvermittlung analysiert: 1) die Überführung der Phantasmagorie aus dem Kontext der Unterhaltung in den Kontext der Wissensvermittlung (1820-1830); 2) die Inszenierung von Wissensvermittlung in spektakulären Aufführungsereignissen der Volksbildung am Beispiel der sogenannten Nebelbilder (1858-1888); 3) die weite Verbreitung und Institutionalisierung der Projektionskunst als Medium der Anschauung in Volksbildung und Lehre (1870-1919). Anhand einer Auswahl von überlieferten Werken (Glasbilderserien, Vortragstexte), historischen Apparaten und Schriftquellen leistet das Projekt einen grundlegenden Beitrag zu aktuellen Forschungsansätzen einer Archäologie des Screen und der performativen Gebrauchsmedien. Die Erschließung und digitale Edition schwer zugänglicher Archivalien zielt auch auf die Valorisierung und internationale Sichtbarkeit relevanter deutscher Archivbestände zur Geschichte der Projektionskunst und des Screen.Das Forschungsprojekt wird gemeinsam vom Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg und dem Trier Center for Digital Humanities (TCDH) der Universität Trier durchgeführt. Die in Marburg erarbeiteten Fallstudien zur Performativierung der populären Wissensvermittlung in den drei untersuchten Dispositiven werden zusammen mit ausgewählten digitalen Archiveditionen auf der Online-Plattform eLaterna – Historical Art of Projection veröffentlicht, die vom TCDH in Zusammenarbeit mit der Medienwissenschaft der Universität Trier entwickelt wurde.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen