Die Herkunft von Neanderthaler-Gruppen an der Ostgrenze ihres Verbreitungsgebietes: Vergleichende archäologische Untersuchungen zur Sibiryachikha-Industrie des Russischen Altai

• Antragsteller: Professor Dr. Thorsten Uthmeier
• Fachliche Zuordnung: Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
• Förderung: Förderung von 2019 bis 2023
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405970589

In der Folge der Entschlüsselung fossiler Kern-DNA von Neandertaler, des frühem modernen Menschen und Denisova-Menschen werden aktuell Hypothesen zum Verbreitungsgebiet dieser Menschenarten und zum Ausmaß der Vermischung untereinander diskutiert. Für eine archäologische Untersuchung der Beziehungen zwischen Neandertalern einerseits und Denisova-Menschen sowie modernem Menschen andererseits bietet sich der Russische Altai an, wo neue Ausgrabungen den Nachweis einer Vergesellschaftung von Neandertalerfossilien mit einer bis dahin regional völlig unbekannten Steingeräteindustrie des späten Mittelpaläolithikums erbracht haben. Bisher fehlen jedoch detaillierte Untersuchungen zur Charakterisierung dieser Industrie, die nun in dem hier beantragten Projekt erfolgen soll. In einem zweiten Schritt sollen die vorläufig als Sibiryachikha-Industrie klassifizierten Steingeräte-Inventare aus der Okladnikov Höhle und der Chagyrskaya Höhle vergleichenden Untersuchungen auf regionaler und überregionaler Skale zugeführt werden, um das Verhältnis zu den gleichzeitigen spät-mittel- und früh-jungpaläolithischen Industrien des Altai ebenso zu klären wie Fragen nach der Herkunft der Altai-Neandertaler. Dabei sollen neben bewährten Methoden der Klassifikation und Merkmalanalyse auch Arbeitsschrittanalysen und morphometrische Untersuchungen der bifaziellen Geräte eingesetzt werden. Ein weiterer Analysestrang verfolgt die für die Sibiryachikha-Industrie erkannten Landnutzungsmuster und Habitatpräferenzen mittels GIS nach Europa und in den Vorderen Orient, um so anhand eines ergänzenden Datensatzes potenzielle Herkunftsregionen und Migrationsrouten, welche die Neandertaler in den Russischen Altai geführt haben könnten, zu diskutieren.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen
• Internationaler Bezug: Russische Föderation
• Partnerorganisation: Russian Science Foundation
• Kooperationspartner: Professor Dr. Andrey I. Krivoshapkin