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Hingabe an das morphologische Extrem - Systematische Revision des sauropoden Dinosauriers Dicraeosaurus aus dem Oberen Jura von Tendaguru (Tansania) und Rekonstruktion der dreidimensionalen Beweglichkeit und Biomechanik des Halses und Schultergürtels der Dicraeosauridae
Antragstellerin
Dr. Daniela Schwarz
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405576988
Die Familie der Dicraeosauridae (Jura–Kreide) ist eine der eigentümlichsten bekannten Sauropodengruppen, zu der überwiegend Taxa mit einer Körperlänge von weniger als 10 m und für Sauropoden kurzen Hälsen mit hohen Neuralfortsätzen gehören. Der Ursprung, die Entwicklungsgeschichte und die Systematik der hauptsächlich in Gondwana verbreiteten Gruppe, aber auch ihre Biogeographie, Biomechanik und Ökologie sind bislang nur unzureichend erforscht. Die Codierung der Merkmale für phylogenetische Analysen bei diplodocoiden Dinosauriern bezieht sich meist auf Dicraeosaurus hansemanni (Oberjura von Tendaguru/Tansania) und Amargasaurus cazaui (Unterkreide von Patagonien/Argentinien). D. hansemanni ist der einzige bekannte Dicraeosauride mit so vollständigem Schädel- und Unterkiefermaterial, das es für eine 3D Rekonstruktion des Schädels benutzt werden kann. Aufgrund der Bedeutung der Gattung Dicraeosaurus als namensgebender und erstbeschriebener Typus für die Familie der Dicraeosauridae sollen in diesem Projekt eine ausführliche Neubeschreibung des Dicraeosaurus zugeordneten Materials aus Tendaguru/Tansania, und darauf aufbauend eine erste dem ICZN entsprechende taxonomische Revision der Gattung und beider Arten (D. hansemanni und D. sattleri) durchgeführt werden. Das revidierte Material von Dicraeosaurus aus Tendaguru/Tansania dient als Basis für eine neue Merkmalsmatrix und Codierung für die erste auf die Familie der Dicraeosauridae zentrierte phylogenetische Analyse, welche aufgrund der zentralen Position der Gruppe an der Basis der Flagelliaudata zu einem besseren Verständnis der Phylogenie der Diplodocoidea insgesamt sowie zur Entwicklung bestimmter Merkmalskomplexe innerhalb dieser Gruppen beitragen soll. Detaillierte 3D Rekonstruktionen des Schädels von D. hansemanni und der Halswirbelsäule von weiteren Dicraeosauriden sollen die Rekonstruktion der Bewegungsmöglichkeiten des Halses im Raum und damit des dreidimensionalen Nahrungserwerbsradius verschiedener Dicraeosauridentaxa ermöglichen. Eine detaillierte Analyse der pneumatischen Strukturen in der Wirbelsäule von Dicraeosaurus sowie eine 3D Rekontruktion der Hals- und Schultergürtelmuskulatur werden in eine biomechanische Analyse des Halses und seiner muskulären Aufhängung am Schultergürtel integriert. Das so gewonnene integrative biomechanische Model der Hals-Schultergürtelregion der Dicraeosauridae kann genauere Informationen über die bislang kontrovers diskutierte Ernährungsstrategie, den dreidimensionalen Umfang des Nahrungserwerbsradius und die ökologische Diversität der Dicraeosauridae geben. In Kombination mit paläoökologischen und paläoklimatologischen Daten wird die neue Phylogenie der Dicraeosauridae eine genauere Charakterisierung der Entwicklungsgeschichte und Biogeographie dieser Gruppe ermöglichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen