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Kunst und Krise: Transnationale und interkonfessionelle Übersetzungsprozesse in Bildkünsten und Architektur in Großbritannien (1603-1750)

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405202528
 
Im Zeitraum 1603-1750 erlebte Großbritannien eine Reihe krisenhafter Zäsuren, die (ähnlich wie der Brexit) in besonderer Weise dazu herausforderten, über Fragen der nationalen Identität nachzudenken. Vor dem Hintergrund zahlreicher Kriege mit kontinentaleuropäischen Mächten besaß die künstlerische Konkurrenz zwischen Großbritannien und dem Kontinent eine stark politische Komponente. Zudem war die Epoche durch scharfe konfessionelle Gegensätze geprägt. Das seit 2018 geförderte Forschungsprojekt analysiert, wie politische und konfessionelle Konflikte in der britischen Kunst und Architektur jener Zeit unter Rückbezug auf kontinentaleuropäische Modelle thematisiert wurden. Da die Antragstellerin diese Problematik in der ersten Projektphase in Bezug auf die Bildkünste bearbeitet hat, möchte sie das Projekt in der zweiten SPP-Laufzeit durch eine Studie zur britischen Baupolitik abschließen. Ihr Forschungsvorhaben konzentriert sich auf die Suche nach einem nationalen Stil in der britischen Profan- und Sakralarchitektur, während das flankierende Doktorandenprojekt die Identitätskonstruktion der ersten Stuart-Monarchen in den spektakulären Theaterproduktionen des Hofarchitekten Inigo Jones in den Blick nimmt (unter besonderer Berücksichtigung des nationalen bzw. kolonialen Selbstverständnisses, der Repräsentation außereuropäischer Kulturen und der Geschlechterrollen). Ergebnis beider Teilprojekte soll jeweils eine Monographie sein. Ziel des Projekts ist es, neue Erkenntnisse zu drei Arten von Übersetzungsprozessen zu gewinnen. Erstens befassen sich beide Teilprojekte mit interlingualen Übersetzungen und analysieren anhand der Paratexte und des Abbildungsapparats, welche Absichten die Übertragung kontinentaleuropäischer Architektur- bzw. Kostümtraktate ins Englische motivierten. Zweitens geht es in beiden Teilprojekten um die Frage, inwiefern kontinentaleuropäische Bild- und Bauwerke in Großbritannien rezipiert wurden bzw. welche spezifischen Veränderungen und Abgrenzungen in diesem Übersetzungsprozess zu konstatieren sind. Drittens untersuchen beide Teilprojekte die Übersetzung politischer und konfessioneller Botschaften in visuell rezipierbare Zeichen und zeigen auf, inwiefern dieser kommunikative Prozess von den Vorgaben der antiken Rhetorik geleitet wurde. Die Anwendbarkeit des Übersetzungsbegriffs in bildender Kunst und Architektur soll zudem Thema des Beitrags der Antragstellerin zu dem geplanten SPP-Handbuch sein.Beide Teilprojekte können die Forschungen zu Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit entscheidend bereichern, da sich das SPP bislang noch nicht mit Architektur und Theaterwesen befasst hat. Darüberhinaus kann jedes Teilprojekt individuelle Schwerpunkte in die Arbeit des SPP einbringen: Das Dissertationsprojekt fokussiert auf die Aspekte Gender und Diversity, während das Projekt der Antragstellerin, das das gesamte sog. „Barockzeitalter“ umgreift, insbesondere für die vom SPP angestrebte Reflexion des Epochenkonzepts relevant ist.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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