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Fruchtkarbonat aus archäologischen Fundstellen: Ein neues Proxy zur Rekonstruktion landwirtschaftlicher Systeme in frühen Gesellschaften

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404630470
 
Fruchtkarbonat in archäobotanischen Fundkomplexen birgt ein bisher unterschätztes Potential für die Archäologie. Im Gegensatz zu herkömmlichen, verkohlten archäobotanischen Makroresten, weisen die mit CaCO3 angereicherten Früchte hohe Gehalte an Sauerstoff und Strontium auf. Diese eignen sich zur Indikation lokaler paläoklimatischer Parameter (δ18O und Δ47) sowie zur Provenienzanalyse (87Sr/86Sr) und können daher neue Erkenntnisse zur frühen landwirtschaftlichen Entwicklung erbringen. Das zentrale Ziel des Vorhabens besteht darin, die Grundlagen zur Verwendung des Fruchtkarbonats als Paläoumweltproxy früher Agroökosysteme zu entwickeln. Das Projekt sieht zwei Teilstudien vor. Eine Pilotstudie wird an modernem, in Sammlungen und im Laufe von Laborexperimenten gewonnenem Referenzmaterial durchgeführt. Diese Teilstudie soll folgende Aufgaben erfüllen: (1) Erfassung potentieller Reservoireffekte bei der 14C-Datierung von Fruchtkarbonat, (2) Klärung der Abhängigkeit der Delta 18O-Werte in Fruchtkarbonat von den Klimaparametern (Temperatur, Niederschlag) der Pflanzenstandorte, (3) Bestimmung des Zusammenhangs zwischen den Delta 47-Werten ('clumped isotope thermometry') von Fruchtkarbonat und lokalen Temperaturen und (4) Feststellung der Abhängigkeit der 87Sr/86Sr-Verhältnisse des Fruchtkarbonats und des Bodens am Wachstumsstandort. In einer anschließenden Hauptstudie werden die festgestellten Zusammenhänge auf archäobotanische Funde angewendet. Das Fruchtkarbonat soll dabei als Paläoumweltindikator zur Beantwortung zweier Kernfragen der vorderorientalischen Archäologie herangezogen werden: (1) die ehemalige Wasserverfügbarkeit: Klima oder Bewässerung? und (2) die Lokalisierung früherer Wachstumsstandorte bzw. Anbauflächen um die Fundstellen. Die erwarteten Ergebnisse aus der Analyse dieses multifunktionalen Proxies werden ein breites Anwendungsspektrum für archäologische und geowissenschaftliche Disziplinen verfügbar machen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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