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Der mesolithische Bestattungsplatz von Groß Fredenwalde (Brandenburg) – späte Jäger-Sammler in einer sich wandelnden Welt

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 403845689
 
In Groß Fredenwalde in der Uckermark (Brandenburg) konnte im Rahmen neuer Forschungen allem Anschein nach das älteste Gräberfeld Deutschlands entdeckt werden. Der auf dem Weinberg gelegene Fundplatz war 1962 durch die Auffindung einer Mehrfachbestattung in den Blickpunkt der Forschung gerückt. In den 1990er Jahren konnte dieser Befund in das 7. Jahrtausend calBC datiert werden, und im Jahr 2012 ist es gelungen, weitere Beigaben und Menschenreste aus der alten Grabungsfläche zu bergen. Nach den Ergebnissen der Nachgrabung könnten die sechs Individuen auch auf zwei Bestattungen zurückgehen. Besonders hervorzuheben ist die Entdeckung weiterer mesolithischer Gräber im unmittelbaren Umfeld. Neben einer Kleinkindbestattung konnte das Grab eines etwa 25jährigen Mannes freigelegt werden. Dessen Grabgrube war in eine weitere Kinderbestattung eingetieft worden und hatte diese weitgehend gestört. Der Mann wurde vermutlich in aufrechter Position beigesetzt und sein Grab erst nach dem Zerfall des Leichnams endgültig verschlossen. Über dem Grab wurde abschließend ein Feuer entzündet. Möglicherweise zeichnen sich hier östliche Kulturkontakte ab, da ähnliche Bestattungen bislang nur aus Olenij Ostrov, Russland, überliefert sind. Ein Flintschneidendolch aus der Mehrfachbestattung findet hingegen Parallelen in Südskandinavien. Bislang sind vom Weinberg vier (oder fünf) Gräber mit neun Individuen bekannt. Verfärbungen weisen auf mindestens zwei weitere Bestattungen im Umfeld hin. Die Datierung der Gräber reicht von ca. 6.400 bis 4.900 calBC mit einer zeitlichen Lücke im 6. Jahrtausend. Damit liegen Bestattungen aus der Zeit vor und nach der Etablierung der ersten Bauern in der Uckermark vor. Die Skelettreste bieten sehr gute Voraussetzungen für naturwissenschaftliche Untersuchungen. Mit dem hier beantragten Projekt sollen die vorliegenden Funde detailliert ausgewertet und weitere Gräber untersucht werden, um die räumliche Ausdehnung und die Laufzeit des Gräberfeldes zu erfassen sowie die Lebensverhältnisse der späten Jäger-Sammler vor und nach dem Beginn der Linienbandkeramik in Nordostdeutschland zu rekonstruieren. Der Fundplatz Groß Fredenwalde wird damit einen herausragenden Beitrag zur Erforschung der Phase der Neolithisierung in Mitteleuropa leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Franz Schopper
 
 

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