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Close Distance. Eine Wissensgeschichte europäischer Händlerkolonien in der Levante, 17.-19. Jh.
Antragsteller
Privatdozent Dr. Cornel Zwierlein
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Wissenschaftsgeschichte
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402836780
Händlerkolonien vormoderner trading empires waren nicht nur die zentralen Netzwerkknoten für wirtschaftliche Import- und Export-Ströme von Waren und Werten, sie waren auch kulturelle und epistemische Einheiten ganz eigener Art. Ausgehend von der Beobachtung, dass jedenfalls für große Teile des Levantehandels und die dortigen (west)europäischen Akteure die Erforschung der Charakteristik dieser kulturellen und epistemischen Funktionen, Kommunikations- und Repräsentationsleistungen in den letzten Jahrzehnten stark im Schatten sowohl der Braudel´schen makrohistorischen wie der anti-Braudel´schen mikrohistorischen mediterranen Wirtschaftsgeschichte stand, will das Projekt - als kleine Sachbeihilfe-Einheit in Unterstützung und Ergänzung zum Heisenberg-Stipendium - aus einer wissenshistorischen Perspektive einen Beitrag zur Grundlagenforschung für die Akteure insbesondere der englischen, französischen, im vergleichenden Ausblick auch für die italienischen und niederländischen Händlerkolonien in der Levante vom 17. bis ins frühe 19. Jh. in dieser Hinsicht leisten. Kulturelle Produktion, Buchbesitz, proto-archäologisches Ausgreifen über die engeren Grenzen der Händleransiedlungen hinaus sowie der Austausch mit Missionaren und deren Kontakt mit den umgebenden Ethnien und Religionen soll im Zentrum der Untersuchung stehen. Die Haupt-Hypothese und heuristische Leitannahme ist in dem Oymoron der ´Close Distance´ erfasst: Nach Dekaden, in denen die Forschung die hybriden und vermeintlich höchst konnektiven und ´vermischten´ Kulturkontaktformen in den Vordergrund gestellt hat, geht es nicht um eine simple vollständige Revision, sondern um eine feinere Skalierung der Ebenen: Es ist nötig, auch wieder auf die kognitiven Distanzen, die Hiate zwischen westlichen europäischen Händlern, ihrer konfessionalisierten, proto-bürgerlichen und proto-nationalen Kultur, wie sie in der Levante im Verhältnis zu ihrer ´nativen´ Umwelt greifbar wird, zu fokussieren. Auch wenn im Handelsalltag eine große auch sprachliche Expertise des Austauschs bestand. Es war vielleicht gerade die Fähigkeit, Distanz aufrechtzuerhalten, sich bis zu einem gewissen Grad gegenseitig zu ignorieren, die das Fundament des sozialen Typus der proto-imperialen und -kolonialen Koexistenz bildeten. Über Zusammenarbeit und komparatistischen Austausch mit Spezialisten zu anderen Weltregionen (Atlantik, Indischer Ozean) sollen diese Ergebnisse mit den kulturellen Charakteristika und verschiedenen Typen entsprechender Händlerkolonien vormoderner europäischer Handelsimperien vergleichend eingeordnet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen