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Stress im Spät- und Postsozialismus. Zum gesellschaftlichen Umgang mit Belastungserfahrungen in Ostdeutschland und der Tschechoslowakei/Tschechien 1970-2000
Antragsteller
Dr. Jan Arend
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402698948
Dieses Projekt untersucht am Beispiel Ostdeutschlands und der Tschechoslowakei/Tschechiens erstmals den gesellschaftlichen Umgang mit Stress im spät- und postsozialistischen Zentraleuropa. Stress wird dabei als konkreter Quellenbegriff verstanden, der sich im staatssozialistischen Kontext seit den 1970er Jahren vielfach nachweisen lässt und Belastungserscheinungen bezeichnet, die sich charakteristischerweise zugleich körperlich und psychisch manifestieren. Im Spät- und Postsozialismus zog Stress einerseits das Interesse von Experten aus Medizin und Psychologie auf sich und wurde andererseits für große Teile der Bevölkerung zu einer emotionalen Leiterfahrung des gesellschaftlichen Umbruchs. Das Projekt analysiert für den Zeitraum zwischen ungefähr 1970 und 2000 stressbezogene Praktiken und Diskurse und fragt nach deren gesellschaftlichen und politischen Funktionen im Staatssozialismus einerseits und im Postsozialismus andererseits. Die historische Forschung hat Stress bislang überwiegend als Reaktion auf kapitalistische und neoliberale Lebens- und Arbeitsverhältnisse gedeutet und den Themenkomplex deshalb kulturell im Westen verortet. Dabei wird zu wenig berücksichtigt, dass Stress seit den 1970er Jahren zunehmend auch in den staatssozialistischen Gesellschaften östlich des „Eisernen Vorhangs“ als Problem wahrgenommen und debattiert wurde. Auch der Aufstieg von Stress zu einem bestimmenden gesellschaftlichen Thema in den Transformationsgesellschaften nach 1989/90 ist nicht genügend erforscht worden. Dieses Projekt füllt diese Forschungslücke und beleuchtet damit einen zentralen, von den Zeitgenossen oft bemerkten Aspekt der Transformationserfahrung nach 1989 mitsamt seiner weitgehend übersehenen Vorgeschichte seit den 1970er Jahren. Auf diese Weise leistet das Projekt einen gegenwartsrelevanten Beitrag zum Verständnis der gesellschaftlichen Umbrüche im Übergang vom Plan zum Markt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Tschechische Republik
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr. Christiane Brenner; Professorin Dr. Kerstin Brückweh; Professorin Dr. Dagmar Ellerbrock; Dr. Adéla Gjuricová; Professor Dr. Thomas Lindenberger