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Die Evolution des Kosmopolitismus. Politische und anthropologische Perspektiven.
Antragsteller
Lorenzo Del Savio, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 401093960
Internationales Recht und internationale Governance, Migration und Handel verbinden einen immer größeren Teil der Menschheit. Diese Ausweitung globaler Kooperation bringt sowohl Chancen menschlicher Entwicklung als auch neue Herausforderungen hervor. Das kosmopolitische Projekt globaler Kooperation hat zuletzt in Form von erstarktem Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Protektionismus und restriktiver Migrationspolitik verschiedene Rückschläge erlitten. Zweifler am kosmopolitischen Projekt behaupten, dass diese Rückschläge nicht nur Stolpersteine auf dem ansonsten linearen Weg zu umfassender globaler Kooperation darstellen, sondern Symptome einer tiefer liegenden Problematik sind: Sie gehen davon aus, dass das kosmopolitische Projekt die menschlichen Anlagen zu friedlicher Kooperation, die lokal begrenzt und gruppenspezifisch sind, übersteigt. Die Verhaltensforschung suggeriert zwar, dass menschliches Verhalten tribalisch angelegt ist, d.h. Out-groups tendenziell diskriminiert – dennoch: Schränkt diese dunkle Seite menschlichen Sozialverhaltens das kosmopolitische Projekt tatsächlich ein? Der kritische Teil dieser Untersuchung zielt darauf ab, die skeptische Herausforderung auszuräumen, indem Folgebeziehungen zwischen Verhaltensforschung, menschlicher Evolution und der Zukunft globaler Kooperation epistemologisch analysiert werden. Die erste Hauptthese lautet: Obwohl tribalische Anlagen existieren, schränken sie das kosmopolitische Projekt nicht notwendigerweise ein. Ihre Existenz bedeutet jedoch, dass ausgedehnte Kooperation einer Erklärung bedarf. Vor allem Studien in der kulturellen Evolutionsforschung haben zuletzt den Übergang von tribalischen Gruppen zu ausgedehnteren Gesellschaften untersucht. Der inhaltliche Schwerpunkt des konstruktiven Teiles dieser Untersuchung sind die Folgen wissenschaftlicher Theorien menschlichen Sozialverhaltens, welche kulturelle Innovation berücksichtigen, für den Kosmopolitismus. Die zweite Hauptthese ist, dass neuere Erkenntnisse über die Evolution sozialen Verhaltens in ausgedehnten Gesellschaften eine kosmopolitische Philosophie der Politik mit realistischen Strategien der Umsetzung vervollständigen können, in Übereinstimmung mit “sentimentalen” Versionen des Kosmopolitismus, die die Rolle politischer Emotionen betonen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Privatdozent Dr. Jan-Christoph Heilinger