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Teacher Noticing in Taiwan und Deutschland – Welche Rolle spielen kulturelle Normen in Bezug auf Aspekte von Unterrichtsqualität?
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Anika Dreher; Professorin Dr. Anke Lindmeier
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398139852
Auch nach jahrzehntelanger Lehrerprofessionsforschung ist die zentrale Frage, wie professionelles Wissen im Unterricht effektiv wird, nicht hinreichend beantwortet. Sowohl theoretische Modelle zur Lehrerkompetenz als auch immer mehr empirische Studien sprechen dafür, dass situations-spezifische Fähigkeiten, wie das sogenannte Teacher Noticing, eine zentrale Verbindung zwischen Disposition und Performanz darstellen. Folglich wird die weitere Aufklärung des Noticing-Konstrukts als vielversprechender Ansatz angesehen, um Erkenntnisse über Faktoren zu gewinnen, die neben professionellem Wissen das Unterrichtshandeln beeinflussen. Bestehende Forschung zum Teacher Noticing beschränkt sich in der Regel auf einen kulturellen Kontext, so dass mögliche kulturelle Bedingungsfaktoren implizit bleiben. Insbesondere erlaubt diese Forschung nicht, Beliefs zu identifizieren, die von kulturspezifischen Normen in Bezug auf Unterrichtsqualität stammen. Es ist jedoch anzunehmen, dass solche Beliefs beeinflussen, ob und wie Lehrkräfte ihr Professionswissen in Unterrichtssituationen anwenden. Dementsprechend verfolgt dieses Projekt einen interkulturell vergleichenden Ansatz, um kulturelle Normen, die Teacher Noticing in Bezug auf Unterrichtsqualitätsaspekte beeinflussen, sichtbar zu machen. Für diese Kontrastierung wurden Deutschland und Taiwan als ein westliches und ein ost-asiatisches Land gewählt. Inhaltlich wird die Mathematik als eine international homogene Disziplin fokussiert, um zusätzliche konfundierende Varianz zu vermeiden.Eine Herausforderung interkultureller Forschung zum Teacher Noticing besteht darin, dass kulturelle Normen in Bezug auf Unterrichtsqualitätsaspekte nicht nur für das Teacher Noticing eine Rolle spielen, sondern auch für die Operationalisierungen des Konstrukts durch die Forschenden. Folglich legt das Design dieses Projektes ein explizites Augenmerk auf die Untersuchung von Expertennormen: Entsprechend eines zweistufigen Designs werden im ersten Schritt Expertennormen in Bezug auf Unterrichtsqualitätsaspekte bestimmt. Diese dienen als Referenzrahmen für die Untersuchung von Teacher Noticing im zweiten Schritt. Noticing zu Unterrichtsqualitätsaspekten wird mit Hilfe von Textvignetten erhoben. Eine Zufallsstichprobe von jeweils N=15 Professor(inn)en der Mathematikdidaktik in beiden Ländern wird als Experten betrachtet. Die Stichprobe der Lehrkräfte wird N=75 pro Land umfassen. Mit diesem zweistufigen Design und einer mixed-methods Datenanalyse kann Teacher Noticing relativ zu Expertennormen im Sinne von Konsistenz innerhalb eines Landes gemessen werden und es können interkulturelle Vergleiche auf zwei Ebenen angestellt werden.Erwartete Ergebnisse lassen zum einen Schlüsse in Bezug auf übertragbare und kulturspezifische Aspekte des Noticingkonstrukts zu. Zum anderen können Kriterien abgeleitet werden für valide interkulturelle Forschung zu fachdidaktische Konstrukten, die sensibel für kulturspezifische Normen sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Taiwan
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. Aiso Heinze; Professorin Dr. Feng-Jui Hsieh; Professorin Dr. Ting-Ying Wang