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Die Übersetzung von Philosophie nach Japan in kulturphilosophischer Perspektive.

Antragsteller Dr. Ralf Müller
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398104355
 
Der Gegenstand des historisch-systematischen Forschungsprojekts ist die Rezeption der europäischen Philosophie in Japan seit dem späten 19. Jahrhundert. Das dreijährige Projekt zielt darauf ab, diese Rezeption als einen Prozess der Übersetzung darzustellen. Die zentrale These lautet: Übersetzen ist eine Form philosophischen Denkens und Philosophie eine Form der Übersetzung. Die historische Komponente dieser These konzentriert sich auf die Geschichte der japanischen Philosophie und bringt diese als eine Geschichte der Übersetzung zur Darstellung. Die systematische Komponente baut auf die philosophiegeschichtliche Untersuchung auf: Ausgehend von Ernst Cassirers Kulturphilosophie, zeigt das Forschungsprojekt erstens, wie in Japan die Übersetzung über den linguistischen Prozess der Übertragung von Texten hinausgeht, und bringt zweitens zur Darstellung, inwiefern das Übersetzen für den Akt des Philosophierens von Bedeutung ist.Als einer der komplexesten Prozesse von Übersetzung in der Philosophiegeschichte bietet die Japanische Philosophie eine Kontrastfolie zu den innereuropäischen Übersetzungswegen wie der antiken Latinisierung oder neuzeitlichen Vernakularisierung von Philosophie. Das Projekt nähert sich der genannten Kernthese anhand einer Untersuchung der ersten hundert Jahre japanischer Philosophiegeschichte ab 1862, ausgehend von der Übersetzung zentraler Begriffe und Texte, wie sie in den frühesten Lexika wie das Tetsugaku Ji’i (1881) oder schließlich im Werk Ueda Shizuterus (*1926) sichtbar werden. Japanische Philosophie hat darüber hinaus paradigmatischen Charakter für ein Philosophieren im 21. Jahrhundert, weil sie durch die Übersetzung originäre Synthesen zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen leistet. Genau diese Synthesen rückt das Forschungsprojekt ins Zentrum, indem es nach dem Einfluss des Übersetzens auf den Akt des Philosophierens fragt. Durch diese Herangehensweise wird nicht nur ein bedeutsames Desiderat der interkulturellen Philosophie erfüllt, sondern auch ein Defizit des dort verbreiteten Modells der Hermeneutik korrigiert, insofern die Übersetzung zumeist nur als Vorbedingung des Philosophierens gedacht wird.Bereits an der Universität Hildesheim integriert, erlaubt eine Projektbewilligung dem Antragsteller, japanologische und philosophische Vorarbeiten zusammenzuführen, mit Prof. Uehara Mayuko (Uni. Kyoto) zu kooperieren und Forschungsergebnisse international zu präsentieren. Ein zusätzliches Dissertationsprojekt vertieft die breit angelegte Untersuchung um eine begriffliche Einzelanalyse und mit Prof. Cohen Skalli (Uni. Haifa) als Mercator-Fellow wird das Projekt aus der Perspektive der Israelischen Philosophie kritisch ergänzt. Im Brückenschlag zwischen Deutschland, Japan und Israel kann so ein originärer Beitrag zum aktuell diskutierten Verhältnis von Philosophie und Übersetzung geleistet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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