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Der bilinguale Erstspracherwerb des Referenzsystems des Deutschen und Polnischen. Eine Longitudinalstudie zum Zusammenspiel interaktionstypspezifischer und morphosyntaktischer Faktoren
Antragstellerin
Professorin Dr. Christine Dimroth
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397567447
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Steuerungsfaktoren beim Aufbau unterschiedlicher Referenzsysteme in parallel erworbenen Sprachen zu erfassen und hinsichtlich ihrer Bedeutung zu gewichten. Hierfür wird der durch regelmäßige Videoaufzeichnungen dokumentierte bilinguale Erstspracherwerb des Referenzsystems im Deutschen und Polnischen beginnend mit der Verwendung generischer Pronomen (das, da) und bare nouns bis zum 4. Lebensjahr untersucht. Analysiert werden Artikel- und Pronomengebrauch, Wortstellung sowie weitere, besonders für das Polnische relevante Eigenschaften (Aspekt, Kasusalternation). Die kindliche Sprachproduktion wird außerdem mit den Inputdaten abgeglichen. Dabei wird geprüft, ob das vom Kind verwendete Formenrepertoire in Abhängigkeit von Faktoren gebraucht wird, die sich vier Dimensionen zuordnen lassen. a) Kindbezogene Dimension, also die Sprechintention des Kindes. Geprüft werden soll, ob ein Objekt nur benannt oder ein individueller Referent in den Diskurs eingeführt oder näher spezifiziert wird.b) Hörerbezogene Dimension: Hierunter soll das Vorwissen des Adressaten verstanden werden. Untersucht wird, ob das Kind beim Gebrauch referierender Ausdrücke von der Given/New-Unterscheidung Gebrauch macht und ob sich die Perspektive des Hörers (Referenzobjekt in der Sprechsituation anwesend versus nicht anwesend und mit dem Kind geteiltes versus nicht geteiltes Vorwissen) in den sprachlichen Produktionen abbildet.c) Kontextbezogene Dimension: Hierunter soll der situative Kontext verstanden werden. Auf dieser Beschreibungsebene unterscheiden wir zwischen unterschiedlichen Erzählsituationen und -typen, wie z.B. Situationen des selbstvergessenen Spielens, dialogischen und eher monologisch erzählenden Kontexten.d) Referentenbezogene Dimension: Hierunter wollen wir inhärente semantische Merkmale des Referenzobjekts selbst verstehen (z.B. Belebtheit, klar abgegrenzte Gestalt, individuierter Referent, Eigenname).Die Dimensionen mit ihren z.T. sprachspezifischen Abstufungen manifestieren sich in der Struktur des Deutschen und Polnischen auf unterschiedliche Weise. Während für das Deutsche das ausgebaute Artikelsystem grundlegend ist, gibt es im Polnischen als artikelloser Sprache keine grammatikalisierte Unterscheidung zwischen bestimmten und unbestimmten NPs. Weniger spezifische Mittel, wie etwa Aspektopposition und Wortstellung, legen jedoch auch für das Polnische eine Interpretation für referierende Ausdrücke nahe. Overte Pronomen werden nur unter bestimmten informationsstrukturellen Bedingungen verwendet.Geprüft werden soll, ob sich die kindlichen Referenzsysteme in bestimmten Entwicklungsphasen aneinander angleichen. Dies kann sich durch einen simultanen Erwerb funktionaler Unterscheidungen (etwa die Berücksichtigung des Merkmals [+bekannt] in beiden Sprachen) manifestieren, aber auch zu einem Transfer formaler Markierungen führen. Dafür sollen die Daten des bilingualen Kindes mit denen monolingualer Lerner verglichen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Klaus-Michael Köpcke