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Der „Faktor Mensch“ als besondere Schnittstelle. Zur wissenschaftshistorischen und technikphilosophischen Konzeption der Mensch-Maschine-Interaktion im Forschungsinstitut für Anthropotechnik (1960-1980)
Antragsteller
Professor Dr. Kevin Liggieri
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397442575
Das Projekt will aus einer wissenschaftshistorischen und technikphilosophischen Perspektive den ,Faktor Mensch‘ in der Mensch-Maschinen-Interaktion im Zeitraum zwischen 1960 und 1980 im deutschsprachigen Kontext untersuchen. Den Gegenstand der Analyse bilden dabei der Begriff der technikwissenschaftlichen Anthropotechnik sowie seine Institutionalisierung im Forschungsinstitut für Anthropotechnik (1969). In der zu betrachtenden Zeitspanne sollen anhand des Konzeptes der Anthropotechnik die sich verändernden Wissensformationen ,Mensch‘ und ,Technik‘ herausgearbeitet werden. Für diesen veränderten Blick auf die Mensch-Maschine-Interaktion kann das Forschungsinstitut exemplarisch gelten, da hier europäisch-kontinentale Vorstellungen vom Menschen als komplexe ,Ganzheit‘ mit angelsächsischer Pragmatik einer Maschinenkonstruktion verbunden wurden. Damit bildete sich ein ebenso produktives wie einflussreiches Forschungsprogramm einer Mensch-Technik-Anpassung heraus. Die Aufgabe der „Anthropotechnik“ bestand darin, die Technik an den ,ganzen‘ Menschen anzupassen. Obwohl das Institut für Anthropotechnik 1996 aufgelöst wurde, ist sein zentraler humanzentrierter Interaktionsimperativ bis heute in unterschiedlichen technischen Konstruktionsbedingungen präsent. Schaut man auf die historische Konzeption dieses Imperativs einer technischen Anpassung an den Menschen, so sollte für die Anthropotechnik beim Umgang mit Technik gerade keine Exklusion, sondern eine Integration des Menschen stattfinden. Diese Vermittlung zwischen Mensch und Maschine geschah über technische Anpassung an ein bestimmtes Menschenbild und Menschenmodell. So evozierten unterschiedliche soziokulturell geprägte Menschenbilder (organizistisch, mechanistisch) bestimmte ingenieurwissenschaftliche Menschenmodelle (anthropometrisch, informationstechnologisch). Es wird in der Untersuchung eine Perspektive eingenommen, die neben der historischen Aufarbeitung auch einen wichtigen Beitrag zu gegenwärtigen Diskussionen liefern kann. So muss es in der gegenwärtigen Lage einer fortschreitenden Digitalisierung der industriellen Produktion, die die Gesellschaft wie das Menschenbild grundlegend verändern, die wissenschaftshistorische Aufgabe sein, die Gewordenheit der industrietechnischen Argumentationen einer Mensch-Maschine-Kollaborationen reflektierend und quellenbasiert zu untersuchen. Erstens sollen die Möglichkeitsbedingungen herausgearbeitet werden, die in den 1960er Jahren das Aufkommen einer Anthropotechnik begünstigten. Bei der Aufarbeitung stehen Debatten um den ,ganzen’ Menschen ebenso im Fokus wie eine Abgrenzung von kybernetischen Ideen. Zweitens soll die Konzeption einer „Anthropotechnik“ sowie deren Verbreitung im technikwissenschaftlichen Raum quellenbasiert untersucht werden. Drittens soll die Entwicklung anthropotechnischer Konzepte im Forschungsinstitut für „Anthropotechnik“, mit ihrer Programmatik und Vernetzung für den Zeitraum der 1970er und 1980er Jahre dezidiert aufgearbeitet werden.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Schweiz
Gastgeber
Professor Dr. Michael Hagner