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Auswirkungen von existentieller Bedrohung auf den Prozess der Lügendetektion

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396875163
 
In diesem Antrag gehen wir der Frage nach, inwiefern sich existentielle Bedrohung auf den Prozess der Lügendetektion auswirkt. Wir beziehen uns hierbei auf die Annahmen der Terror Management Theorie (TMT), die sich bisher darin bewährt hat, menschliche Verhaltensweisen im Angesicht einer existentiellen Bedrohung (wie z.B. Salienz der eigenen Sterblichkeit) zu erklären. Die Theorie geht davon aus, dass kulturelle Weltbilder hier eine zentrale Schutzfunktion haben, da sie dem Leben Orientierung, Sinn und ein Gefühl von Sicherheit geben. Menschen unter existentieller Bedrohung sind deshalb besonders motiviert, das eigene Weltbild aufzuwerten und gegen Angriffe zu verteidigen.Ausgehend von der TMT und Arbeiten zu Prozessen der Lügendetektion entwickeln und überprüfen wir in diesem Forschungsvorhaben ein neues theoretisches Modell. Hierbei wird postuliert, dass bezüglich der Auswirkung von existentieller Bedrohung zwischen einer proximalen (unmittelbare Reaktion) und einer distalen Ebene (Reaktion nach einer zeitlichen Verzögerung) zu unterscheiden ist. Auf proximaler Ebene nehmen wir an, dass sich existentielle Bedrohung über Prozesse von erhöhter Vigilanz und tieferer Verarbeitung positiv auf die Fähigkeit auswirkt, gelogene Aussagen von wahren zu unterscheiden (Urteilsakkuratheit). Auf distaler Ebene erwarten wir, dass sich existentielle Bedrohung auf Verzerrungen bei der Glaubwürdigkeitsbeurteilung von Aussagen auswirkt (Urteilsverzerrung).Diese Annahmen sollen in diesem Forschungsvorhaben empirisch getestet werden. In Studie 1 bis 4 soll gezeigt werden, dass existentielle Bedrohung auf proximaler Ebene tatsächlich zu erhöhter Urteilsakkuratheit führt, und dass dies durch erhöhte Vigilanz und einer damit verbundenen tieferen Verarbeitung von relevanten (speziell inhaltlichen) Hinweisreizen bedingt ist. In Studie 5 bis 9 soll gezeigt werden, dass existentielle Bedrohung auf distaler Ebene Verzerrungen bei der Glaubwürdigkeitsbeurteilung von Aussagen verstärkt. Hier spielen theoretisch angenommene Moderatoren wie beispielsweise das persönliche Weltbild des Senders eine zentrale Rolle. So wird angenommen, dass wenn das Weltbild des Senders vom eigenen Weltbild abweicht, unter existentieller Bedrohung dann vermehrt Lügenurteile gefällt werden. Umgekehrt erwarten wir unter existentieller Bedrohung mehr Wahrheitsurteile, wenn das Weltbild des Senders mit dem eigenen Weltbild übereinstimmt.Das erste zentrale Ziel dieses Forschungsvorhabens besteht in der erstmaligen Entwicklung und empirischen Überprüfung eines theoretischen Modells zur Auswirkung von existentieller Bedrohung auf den Prozess der Lügendetektion. Da das Modell auch praktische Bezüge zum Bereich der Rechts-, Polizei-, und Sicherheitsforschung hat, soll das Projekt unter anderem in Kooperation mit der Deutschen Hochschule der Polizei durchgeführt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Marc-André Reinhard (†)
 
 

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