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Münzen aus einer griechischen Kolonie: Geld, Austausch und Identität in Olbia Pontike von der archaischen bis zu frühhellenistischen Zeit
Antragsteller
Professor Dr. Jochen Fornasier
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395811823
Das Forschungsprojekt soll die Entwicklung, Produktion und Verwendung von Geld und Münzen in der griechischen Kolonie Olbia Pontike von der archaischen bis zur frühhellenistischen Zeit untersuchen und erstmals im Kontext der griechischen Kolonisationsbewegung bewerten. Dabei verfolgt es einen neuen interdisziplinären Forschungsansatz, der die Kernkompetenzen der Frankfurter Goethe-Universität zur Schwarzmeerarchäologie und zur antiken Numismatik sinnvoll bündelt und im Rahmen einer Pilotstudie zur Metallurgie mit dem ausgewiesenen Sachverstand des Bergbaumuseums in Bochum vereint.Der chronologische Rahmen ermöglicht eine Untersuchung der Geldwirtschaft eines griechischen Gemeinwesens zwischen den Phasen der Kolonisation und Konsolidierung an der Grenze zu einem anfangs noch fremden, im Laufe der Zeit aber immer vertrauter werdenden indigenen Kulturkreis. Die allgemeinen Charakteristika wie auch die besonderen Spezifika der Numismatik Olbias können dabei exemplarisch als ein Gradmesser für Akkulturationsprozesse in einer Kontaktzone dienen und gleichsam die Ausgangsbasis für einen überregionalen Vergleich mit weit entfernten Regionen bilden, die ebenfalls im Fokus griechischer Kolonisten standen.Organisatorisch fest eingebunden in ein bereits bestehendes deutsch-ukrainisches DFG-Forschungsprojekt, basiert das Vorhaben auf drei inhaltlichen Säulen. Zu Beginn steht die monetäre Entwicklung griechischer Koloniegründungen im indigenen Umfeld im Fokus der Untersuchungen. Gerade das nördliche Schwarzmeergebiet bietet hier mit der Herstellung und Verwendung kupferlegierter prämonetärer Zahlungsmittel des 6./5. Jhs. v. Chr. in Pfeilspitzen- bzw. Delphinform eine ideale Ausgangsbasis. Bemerkenswert deutliche Parallelen lassen sich aber auch in der Megale Hellas aufzeigen, in der in analoger Form der Einsatz kupferlegierter Objekte als proto-monetäre Zahlungsmittel bezeugt ist (aes rude). Diese charakteristischen Merkmale in der Genese des Münzumlaufes in unterschiedlichen Kolonisationsräumen gilt es auf kulturimmanente Phänomene griechischer Siedlungsbemühungen zu überprüfen.Der zweite inhaltliche Schwerpunkt fokussiert auf die Frage, ob Olbia als eine Apoikia fern der Heimat sein Münzwesen vollständig auf regionale Rahmenbedingungen ausgerichtet und/oder eine Vernetzung mit den großen ägäischen Gewichtsnormen angestrebt hat. Grundlegende Untersuchungen zur Metrologie, Ikonographie als auch den Metallressourcen im nordwestpontischen Raum stehen zunächst im Vordergrund, deren Ergebnisse dann erneut im Kontext der griechischen Kolonisation eingebunden und bewertet werden. Der dritte Schwerpunkt betrifft die konkrete Einbettung des olbischen Geldwesens auf lokaler, regionaler sowie überregionaler Ebene. Fragen zur eigentlichen Organisation des Münzumlaufs vor Ort, zu Wertestandards und vor allem zum Einfluss 'ausländischer' Münzentwicklungen auf den olbischen Waren- und Geldtransfer stehen dabei im Vordergrund der abschließenden Synthese.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Ukraine
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Fleur Kemmers
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Privatdozentin Dr. Alla Bujskich; Professorin Dr. Sabine Klein; Professor Dr. Bernhard Weisser