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Sprachliche Sozialgeschichte 1933 bis 1945

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395389330
 
Sprachgeschichtlich ist die die Jahre 1933 bis 1945 umfassende Epoche des Nationalsozialismus (nachfolgend NS) einerseits gut erforscht, andererseits ein Forschungsdesiderat. Gut erforscht ist sie hinsichtlich eines Gegenstands, den die Sprachgeschichte NS-Sprache bzw. Sprache des Nationalsozialismus nennt, sowie in Bezug auf Erkenntnisziele dieses Gegenstands, die im Wesentlichen auf Lexik und Rhetorik konzentriert sind. Das Desiderat bezieht sich auf sprachgeschichtliches Wissen zum einen hinsichtlich der Frage nach das Handeln der NS-Akteure bestimmenden Denkmustern, ihrer Kategorisierung(en) und der Erklärungen von Sprachgebrauchsmustern bzw. funktionalen Evidenzen als Repräsentationen dieser Denkmuster. Zum andern haben wir kaum Kenntnisse des Sprachgebrauchs derer, die nicht zum Regime zählen, hinsichtlich der Sprachspuren ihres Denkens, Wollens und Sollens. Diese Wissenslücken in der Sprachgeschichte des 20. Jahrhunderts sollen mit dem Vorhaben geschlossen werden. Unter der Voraussetzung, dass Diskurse ein Gefüge von Handlungen unterschiedlicher Akteure sind, berücksichtigt diese akteursgebundene Beschreibung der Sprache zur Zeit des NS, dass die Kommunikationsgemeinschaft der Jahre 1933 bis 1945 aus heterogenen Teil-Gemeinschaften besteht mit einem je spezifischen Selbstverständnis, mit dem sie sprachlich agieren. Akteure im Sinn des Vorhabens sind NS-Apparat, integrierte Gesellschaft (in unterschiedlich ausgeprägten, nach Nähe oder Ferne zum NS unterschiedenen Haltungen) und Ausgeschlossene. Eine Akteursgruppe Widerstand wird in dem Sinn angenommen, dass vorausgesetzt wird: Widerstandsgruppierungen sind aus allen drei Akteursbereichen hervorgegangen. Deren sprachliche Widerstandsformen sind Gegenstand des Antrags von Frau Prof. Dr. Schuster. Der vorliegende Antrag hat deshalb Widerstand i.e.S. nicht zum Gegenstand, wohl aber Formen von Alltagsdissidenz. In beiden Vorhaben ist mit Schnittstellen und Übergängen zu rechnen. Die Untersuchungsperspektive wird fokussiert auf, die Epoche 1933 bis 1945 kennzeichnende sprachliche Strategien der Inklusion / Exklusion als Ausdruck einer Leitidee. Inklusion / Exklusion ist insbesondere wesentliches Kennzeichen der geschlossenen Gesellschaften der Jahre 1933 bis 1945, die sich diskursiv nicht nur in Rassismen und Nationalismen manifestiert, sondern auch in limitischen sprachlichen Bewegungen der integrierten Gesellschaft und der Ausgeschlossenen. Inklusion / Exklusion wird als gesellschaftliches Handlungsprinzip verstanden, seine sprachlichen Repräsentationen insofern als Kernelemente einer Sprachgeschichte 1933 bis 1945. Das Vorhaben beschreibt Konkretionen des Prinzips, etwa als Selbst-/Fremd-, als Raum- oder als Zeitkonzepte. In methodischer Hinsicht sieht das Projektkonzept einen kulturlinguistischen Zugang vor. Die Umsetzung dieses Zugangs bezieht sich auf die Kernidee der Akteursdifferenzierung sowie auf sprachliche Strategien der Inklusion / Exklusion.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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