Detailseite
Bestimmung des Alters biologischer Tatortspuren
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Marielle Vennemann
Fachliche Zuordnung
Toxikologie, Laboratoriumsmedizin
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391407863
Bei der Aufklärung sowohl von Verbrechen als zunehmend auch von terroristischen Straftaten spielt die forensische DNA-Analyse eine zentrale Rolle. Durch einen Vergleich der individualspezifischen DNA-Profile kann ein Beweisstück zweifelsfrei einer Person zugeordnet werden. Jedoch wurde ein weiteres Potential molekularbiologischer Methoden bislang noch nicht ausgeschöpft, nämlich die Möglichkeit, ein Beweisstück nicht nur einer Person, sondern auch dem Verbrechen an sich zuzuordnen. Vor allem die Bestimmung des genauen Zeitpunktes, zu dem eine biologische Spur (Blut, Speichel oder ähnliches) an einen Tatort angetragen wurde, gehört derzeit noch nicht zum Umfang der forensischen Spurenanalyse. Allerdings kann das Alter einer biologischen Spuren bzw. der Zeitpunkt, zu dem eine Spur verursacht wurde, einen wichtigen Hinweis auf die tatsächliche Relevanz einer solchen Spur für das Ermittlungsverfahren liefern. Fällt der Zeitpunkt der Spurenentstehung mit dem Zeitpunkt des Verbrechens zusammen, hat die Spur wahrscheinlich eine hohe Relevanz; ist die sie jedoch deutlich jünger oder älter, sinkt die Relevanz für das Ermittlungsverfahren. Das Spurenalter hilft folglich, eine Priorisierung der tatsächlich wichtigen Spuren vorzunehmen und so das Ermittlungsverfahren zu beschleunigen. Um diese derzeit in der Spurenanalyse bestehende Lücke zu schließen, werden wir- zeitabhängige Strukturänderungen von DNA, RNA und Proteinen untersuchen,- innovative Techniken wie massiv-paralleles Sequenzieren und Massenspektrometrie verwenden, um globale, zeitabhängige Degradierungsmuster des Genoms, Transkriptoms und Proteoms zu erkennen,- die vorhandene Expertise in Zurich bzw. Münster für RNA- und Proteinbestimmung bzw. DNA-Bestimmung nutzen, um einen vollständigen Überblick über das Potential aller drei Markersysteme für die Bestimmung des Spurenalters zu erlangen,- aus den am besten geeigneten Markern eine Analysemethode für die Bestimmung des Spurenalters entwickeln und- ein probabilistisches Vorhersagemodell für das Spurenalter entwickeln. Um dieses umfassende Projekt erfolgreich durchzuführen, ist es notwendig, die anfallenden Arbeiten auf zwei Labore aufzuteilen. Wir werden identische Probensets für alle drei Markersysteme in zwei unabhängigen Laboren untersuchen. Dadurch wird der direkte Vergleich von DNA, RNA und Proteinen als Marker zur Feststellung des Spurenalters ermöglicht. Zudem wird sichergestellt, dass alle Tests auch unter leicht verschiedenen analytischen Bedingungen reproduzierbare Ergebnisse liefern. Die Feststellung des Spurenalters stellt eine wichtige Ergänzung derzeitiger Methoden zur Spurenanalyse dar. Sie erlaubt es den Strafverfolgungsbehörden, die Relevanz eines Beweisstückes objektiv einzuschätzen. Dadurch können tatsächliche Täter schneller eindeutig überführt und irrtümlich Verdächtige verlässlich rehabilitiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartnerinnen
Dr. Guro Dorum; Privatdozentin Dr. Cordula Haas; Dr. Andrea Steuer