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Soziale Benachteiligung in ländlichen Peripherien in Ostdeutschland und Tschechien: Gelegenheitsstrukturen und individuelle Agency in vergleichender Perspektive
Antragstellerinnen / Antragsteller
Privatdozent Dr. Andreas Klärner; Dr. Annett Steinführer
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Humangeographie
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391073923
Das Projekt untersucht die Zusammenhänge zwischen sozialer Benachteiligung, lokalen und regionalen Gelegenheitsstrukturen sowie individuellen Handlungsspielräumen (Agency) in ländlichen Räumen mit besonderen ökonomischen und demographischen Strukturproblemen (ländlichen Peripherien) in Ostdeutschland und Tschechien. Zwei Fragenkomplexe stehen im Mittelpunkt. Erstens interessieren räumliche Muster sozialer Benachteiligung und Deprivation in ländlichen Räumen allgemein sowie das Ausmaß und die vorherrschenden Formen sozialer Benachteiligung und der Gelegenheitsstrukturen in ländlichen Peripherien im Besonderen. Zweitens werden der Einfluss solcher Gelegenheitsstrukturen (wie soziale Netzwerke oder die Erreichbarkeit von Arbeitsmärkten und Bildungseinrichtungen) als Teil des lokalen und regionalen Wohnumfelds auf sozial benachteiligte Gruppen sowie ihre Wechselwirkungen mit individueller Agency untersucht. In dem Projekt werden zunächst kleinräumige statistische Sekundäranalysen aller ländlichen Räume durchgeführt, um ländliche Peripherien in Ostdeutschland und in Tschechien zu identifizieren, die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit lokaler und regionaler Gelegenheitsstrukturen zu analysieren sowie aktuelle ländliche Transformationsprozesse zu untersuchen. Darauf aufbauend werden in Deutschland und Tschechien je zwei möglichst unterschiedliche ländliche Peripherien auf die Zusammenhänge zwischen sozialer Benachteiligung, Gelegenheitsstrukturen und individueller Agency vertiefend untersucht. Dies erfolgt mit einem methodenintegrativen Design, das Experteninterviews mit regionalen Schlüsselpersonen und qualitative, problemzentrierte Interviews mit Angehörigen sozial benachteiligter Gruppen kombiniert. Im Rahmen der problemzentrierten Interviews werden auch die egozentrierten Netzwerke und die Aktionsräume der Befragten untersucht. In Wiederholungsinterviews werden mithilfe dieser Daten vertiefte Informationen zum Zusammenhang von Gelegenheitsstrukturen, sozialen Netzwerken und individuellen Handlungsspielräumen erhoben. Alle Arbeitsschritte werden zwischen den deutschen und tschechischen Forschungspartnern eng abgestimmt. Die Daten werden in gemeinsamen Diskussionen interpretiert, um Faktoren und Prozesse sozialer Benachteiligung in ländlichen Peripherien vergleichend zu ermitteln sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ostdeutschland und Tschechien herauszuarbeiten. Das Projekt ist innovativ, weil es die tatsächliche Bedeutung lokaler und regionaler Gelegenheitsstrukturen in ländlichen Peripherien für individuelles Handeln und soziale Teilhabe sozial benachteiligter Gruppen in einer international vergleichenden Perspektive mit einem multi-methodischen Design untersucht. Es leistet gleichzeitig einen konzeptionellen, methodischen und empirischen Beitrag zu den Debatten über Peripherisierung und ländliche Transformationsprozesse (rural restructuring).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Tschechische Republik
Partnerorganisation
Czech Science Foundation
Kooperationspartner
Josef Bernard, Ph.D.