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Islamische Theologie an deutschen Universitäten. Eine Studie zum islamisch-religiösen Expertentum in Deutschland

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387680852
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Forschungsfragen der Studie zielen neben der Erstellung einer Bestandsaufnahme darauf, inwieweit die programmatische Absicht der Professionsbildung der islamischen Theologie gelingt und auf welche Weise das bisherige Staat-Kirchen-Modell auf den Islam angewandt wird und welche strukturelle Herausforderungen dadurch entstehen. Wir können folgende Ergebnisse festhalten: Das Fach islamische Religionsdidaktik und -pädagogik wurde von Beginn an mit großen Erwartungen aufgebaut. Die Lehrerausbildung verändert sich dahingehend, dass Religions- und Integrationsaspekte eine stärkere Berücksichtigung finden. - Die Zentren weisen weitgehend keine praktisch-orientierte Ausbildung für Imame auf. Das politische Gründungsmotiv, eine praktisch-orientierte Ausbildung an den Zentren für die islamische Theologie für angehende Imame zu etablieren, um den Export der Imame aus dem Ausland zu unterbinden, hat sich bisher nicht verwirklicht. Analog zu Priesterseminaren bzw. zum Vikariat wird hierfür eine praktisch-orientierte Bildungsstätten vorgeschlagen. Die Zentren für die islamische Theologie haben keine speziellen Masterprogramme zur Ausbildung islamischer Geistlicher (wie Imame) entwickelt. Lediglich im Institut Osnabrück arbeitet mit dem Islamkolleg Deutschland e. V. (IKD) zusammen, das im November 2019 als eigenständiger verbandübergreifender Trägerverein, zur praktischen Ausbildung von Imamen und islamischen Seelsorgern gegründet worden ist und vom Bundesministerium (BMI) und dem Land Niedersachsen gefördert wird. Mit dem Studium der islamischen Theologie wird die Schaffung einer soliden Basisausbildung angestrebt, die sich an die historisch gewachsenen islamischen Wissensordnungen anschließt und einen systematisch-analytischen Blick in die Gegenwart werfen soll. - Absolventen der islamischen Theologie werden ihren Einsatzort eher im Bereich Migration und Integration finden als dass sie als islamische Geistliche in den Moscheegemeinden fungieren werden. Das gilt sowohl für ihre Motive bei der Studienwahl als auch für die Vorstellungen zur beruflichen Orientierung, aber auch ihre Ausbildung. So richtet sich der gegenwärtige Fokus des Studiums neben dem Ausbau der klassischen islamischen Theologiefächer, auf die praktische islamische Theologie, mit Blick auf die Arbeitsfelder wie Seelsorge, Sozialarbeit aber auch Journalismus. Als Tätigkeitsfelder kommen Schulen, seelsorgerische Tätigkeiten in diversen Einrichtungen wie Krankenhäuser und Gefängnissen, Medien und auch Forschung und Lehre in Frage, wie auch Beratertätigkeiten in der Politik und Wirtschaft. Studierende fühlen sich für praxisorientierte Berufe, wie Imame, Seelsorger nicht genügend ausgebildet. Das Berufsbild Imam gehört zu einem großen Teil nicht zu ihren Studienmotiven. Man muss zukünftig mit einer verstärken Präsenz der religiösen Expertise auch in anderen gesellschaftlichen Feldern rechnen. Die Frage, ob und in welchem Umfang weitere Zentren für islamische Theologie eingerichtet werden sollen, sollte vor dem Hintergrund, dass einerseits die Beschäftigungsfelder für Absolventen begrenzt sind, andererseits eine Ausweitung dieser Felder weitere Anreize für die Vermehrung der religiösen Expertise geben würden, genau diskutiert werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2020): Islamischer Religionsunterricht im Paradigmenwechsel: IRU als Untersuchungsgegenstand der Islamischen Religionspädagogik und der Unterrichtsforschung. In: Katharina Völker und Ertugrul Sahin (Hg.): Lebendiger Islam. Berlin [u. a.]: Peter Lang, S. 49–68
    Aysel, Asligül
  • (2020): Islamischer Religionsunterricht im Paradigmenwechsel: Wissenschaftliche Diskussionen um die Einführung und Legitimation des IRU - Der IRU als ein politisches Projekt zur Integration des Islams. In: Katharina Völker und Ertugrul Sahin (Hg.): Lebendiger Islam. Berlin [u. a.]: Peter Lang, S. 21–48
    Aysel, Asligül
  • (2022): Einleitung. In: Monika Wohlrab-Sahr und Levent Tezcan: Islam in Europa. Zwischen Institutionalisierung und Konflikt (Sonderband, Soziale Welt), S. 7-23
    Tezcan, Levent und Monika Wohlrab-Sahr
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/9783748931607-7)
  • (2022): Strukturelle und dynamische Prozesse um islamische Bildungsangebote in Schule und Universität. Am Beispiel von Deutschland. In: Ednan Aslan (Hg.): Handbuch Islamische Religionspädagogik, Göttingen: Brill ǀ V&R unipress. S. 449–476
    Aysel, Asligül
    (Siehe online unter https://doi.org/10.14220/9783737013666.449)
  • (2022): Warten auf den Imam. Studierte Imame – ein Meilenstein in der deutschen Geschichte oder eine politische Sackgasse? In: Monika Wohlrab-Sahr und Levent Tezcan: Islam in Europa. Zwischen Institutionalisierung und Konflikt (Sonderband Soziale Welt), S. 135–161
    Aysel, Asligül
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/9783748931607-135)
 
 

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